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25 Jahre Tresor: Die 25 besten Releases der Techno-Institution

Surgeon, Detroit Techno Militia und weitere noch Tresor-Favoriten.
Tresor website

Foto vom alten Tresor anno 1999. Dieser Artikel erschien zuerst bei THUMP US.

Nur wenige Namen werden in der Techno-Welt so sehr verehrt wie der des Tresors, des legendären Berliner Clubs, der kurz nach dem Fall der Berliner Mauer in einem ehemaligen Tresorraum eines Kaufhauses eröffnet wurde. Ursprünglich nur eine weitere Party in den wilden Berliner Nachwendejahren hat es der Name irgendwie geschafft, seinen Geist 25 Jahre lang aufrechtzuerhalten, auch an neuer Adresse in einem alten Kraftwerk an der Köpenicker Straße. Der Club ist immer noch das erste Ziel vieler Techno-Touristen aus der ganzen Welt und das clubeigene Label hat einen umfangreichen Katalog an Veröffentlichungen zu bieten, die den puristischen Techno-Sound für mehrere Generationen geprägt haben.

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Um diese Langlebigkeit zu feiern, veranstaltet der Tresor dieses Jahr eine Reihe von Events auf der ganzen Welt, inklusive eines dreitägigen Festivals in Berlin Ende Juli. Vom 21. bis 24. des Monats sind Robert Hood, DBX mit einer neuen Live-Show, John Tejada, Moritz von Oswald und Juan Atkins als Borderland sowie Surgeon, Regis und einige andere vor Ort.

Um zweieinhalb Jahrzehnte exzellenten Techno zu feiern, hat THUMP fünf erstklassige Vertreter des Genres gebeten, uns von ihren Lieblings-Tresor-Veröffentlichungen erzählen—und ja, eine einzige Veröffentlichung von Robert Hood wird gleich drei Mal genannt.

SURGEON

1. Jeff Mills ‎- Waveform Transmission Vol. 1

Ich erinnere mich daran, als James Ruskin und Richard Polson mich in den späten 90ern in Birmingham besucht haben. Wir waren ziemlich betrunken und haben bei mir zu Hause wirklich, wirklich laut Waveform Transmission Vol. 1 gehört. Es hat so viel Spaß gemacht. Dieses Album fängt rohe Energie perfekt ein. Die Nachbarn unter uns waren so sauer auf uns, aber wir haben nicht gehört, wie sie an die Tür geklopft haben, bis wir das ganze Album durchgehört hatten.

2. Robert Hood ‎- Internal Empire

Diese Veröffentlichung, wie auch Minimal Nation, ist so wichtig. Geh und hör sie dir an. Jetzt! Robert Hood hat gezeigt, wie viel man mit so wenig machen kann. In gewisser Weise ist es der perfekte Gegenpart und Begleiter von Waveform Transmission Vol. 1.

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3. Joey Beltram ‎- Places

Ich weiß nicht, wie viele Exemplare ich davon schon verschlissen habe, weil ich einige der Tracks so oft in meinen DJ-Sets gespielt habe. Ich habe besonders gerne zwei Kopien von „Game Form" ineinander gemixt. Ich erinnere mich, dass Joey mir gesagt hat, dass er anfangs das Gefühl hatte, der Sound des Albums wäre zu clean. Also hat er die Tracks alle durch seinen DJ-Mixer geschickt und den Kanal übersteuert, um sie ein wenig dreckiger zu machen.

4. Cristian Vogel ‎- (Don't) Take More

Für mich geht nichts über den Remix von Jamie Lidell. Er hat einen tollen Effekt auf das Publikum bei Techno-Partys in Japan. Es ist ein hundertprozentiger Kracher. Ich weiß nicht warum, aber das japanische Publikum dreht dabei immer völlig durch. Seit 1997, als es erschien, bis heute.

5. Karl O'Connor & Peter Sutton ‎- Againstnature

Erbarmungslose, eindringliche Brutalität. Ich erinnere mich dunkel daran, dass Karl wollte, dass Tresor ein T-Shirt zusammen mit dem Album herausbringt, auf dem etwas stand wie: „Nuclear War Now!". Entweder war es das oder das stilisierte Bild eines Fötus', weswegen sich das Label geweigert hat.

STEWART WALKER

6. Surgeon - „Remnants of What Once Was"

Ich war schon seit ein paar Jahren Fan von Surgeons Alben, aber Force & Form war das erste Album, das mehr als eine Sammlung von Tracks war. Die Songs werden durch Field Recordings und Hintergrundstimmungen wie Störungen durch Mobilfunksignale verbunden. Manchmal gibt es diese Interludes zwischen den Tracks, so wie es zu erwarten ist, aber was interessant ist, ist, wenn sie einen Track unterbrechen, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers abzulenken, damit du, wenn der Beat in anderer Form zurück kommt, ein Gebilde aus verschiedenen Winkeln beurteilst.

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7. Cristian Vogel - General Arrepentiase

Ich denke, dass Cristians späte Tresor-Alben (dazu zähle ich auch Dungeon Master und The Never Engine) sich so weit wie möglich von Dance-Musik entfernen, dabei aber immer noch eindeutig Techno repräsentieren. Es ist nichts zum Kopfnicken, da diese Tracks deine ganze Aufmerksamkeit verlangen. Besonders General Arrepentiase haut mich mit seinen inneren Abschweifungen des Beats und dem albern quietschenden Roboter in der zweiten Hälfte um.

8. Infiniti - Skynet

Ein perfektes Beispiel klassischer Detroit-Motive, die zunächst flüssig klingen, bei denen die Aufnahme dann aber voller Unvollkommenheiten eines Live Takes ist. Diese schluderigen Punch-Ins und der dichte Mix an der Grenze zur Verzerrung erschaffen ein Gefühl der Dringlichkeit und Aufregung und erinnern mich an meine eigenen Versuche. Bevor ich die Möglichkeit zum Multi-Tracking hatte, habe ich zehn Takes eines Grooves auf DAT aufgenommen und wusste instinktiv, wenn mir der Take gelungen war.

9. Regis - „The Theme From Streetwalker"

Noch bevor ich jemals in Berlin war und den Club besucht hatte, habe ich in meinem zugemüllten Auto, mit dem ich durch den dreckigen Schnee von Madison, Wisconsin, gefahren bin, die Tresor 100 Compilation gehört. Die mechanische Kälte dieses Tracks passte perfekt zur grauen Szenerie. Erst später habe ich ihn mit anständigen Lautsprechern und Strobo erlebt.

10. Piers Headley ‎– Music For Toilets

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Dieses Album lief jahrelang in Dauerschleife auf der Toilette der Markthalle in der Pücklerstr. Immer, wenn ich in der Stadt war, habe ich sie aufgesucht. Nach Schnitzel und Kristallweizen hat die Regenwald-Stimmung dieses Albums mich zunächst verwirrt, mich dann aber daran erinnert, dass das Wochenende bald beginnt.

DETROIT TECHNO MILITIA

11. Karl O'Connor | Peter Sutton - „Guiltless"

Bis heute ist das eine der kraftvollsten Platten, die ich je gehört habe. Sie ist brodelnd, hypnotisch und voller Spannung. Die Leute kommen immer noch jedes Mal zum DJ-Pult gerannt, wenn ich diesen Track spiele. Für alle, die die dunklere Seite zeitgenössischen Technos mögen, ist das ein essentielles Album.

12. Surgeon - „Returning to the Purity of Current"

Ich habe von allen großartigen Surgeon-Veröffentlichungen bei Tresor dieses Album ausgewählt, weil ich ihn dadurch kennengelernt habe. Ich war zu jung, um seine ersten Veröffentlichungen mitzubekommen und bei mir drehte sich 1999 alles um experimentelle Musik und den Tribal-Techno-Trend. Diese beiden Sachen passen auf den ersten Blick nicht zusammen, aber er hat es geschafft. Dieses Album hat den Nagel auf den Kopf getroffen und hat ihn zu einem meiner absoluten Lieblingsproduzenten gemacht. Pro-Tipp: Hör dir die Remakes EP an, wenn du auch clubfreundliche Versionen suchst.

13. James Ruskin - „Detachedz"

Ich hatte dieses Album wirklich wieder vergessen und habe vier Jahre nichts davon gespielt. Jetzt werde ich es wieder öfter hören. Das gesamte Album bietet essenzielles Zeug von Ruskin und haut gewaltig rein. Wenn du dir Techno von 2016 anhörst, dann hat er den Entwurf für diesen Sound schon vor 16 Jahren geliefert. Tresor, wenn ihr zuhört, bringt bitte eine remasterte LP davon raus.

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14. Holy Ghost - „Hand of God"

Die Diskografie sowie die Livesets von Holy Ghost sind nicht nur unglaublich sondern auch extrem unterbewertet. Mit diesem Album haben sie es wirklich auf den Punkt gebracht. Wenn wir über unser „Traum-Line-up" sprechen: Ich würde sie buchen. Was kann man an verdrehten Elvis-ähnlichen Monologen über Machine Funk mit 140 BPM oder mehr nicht lieben? OK, einiges… aber scheiße, diese Typen sind großartig. Bonustipp: Hör dir „Klub'd Out" an, wenn du housigere Sachen magst. Es ist eine Geheimwaffe von mir… na ja, vielleicht nicht mehr.

15. Stewart Walker - Live Extracts

Ich habe das hier ausgewählt, weil es wichtig ist, zu betonen, dass es an Tresor viel mehr gibt als die Mega-Hymnen und die vielen Veröffentlichungen von Legenden wie Robert Hood oder Jeff Mills. Tresor bietet auch viel abseitiges Material von sehr talentierten Leuten wie Stewart und Cristian Vogel. Ich wollte eigentlich „Nothing Produces Stark Imagery" nehmen, weil es eine beinahe perfekte Minimal-Platte ist, aber das ist ein tolles Album für DJs und Zuhörer gleichermaßen. Es ist perfekt fürs Vorglühen zu Hause. Oder du hörst das Zeug im Auto auf dem Weg zum Club!

*Auswahl von T. Linder

DUSTIN ZAHN

16. X-101 - X-101

Das ist die Platte, die für hunderte Platten, die auf dem Label erscheinen sollten, den Weg bereitet hat. Hart und aggressiv, bevor das eine große Sache wurde. Es umfasst alles, was ich an den frühen Underground Resistance mit Banks und Mills mag. Es ist seltsam, es ist konzeptionell, es ist dystopisch, es ist gefühlvoll und verdammt hart. Es ist abstrakt und künstlerisch genug für die Intelligenzija und kraftvoll genug Techno für Headbanger mit gutem Geschmack.

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17. Bam Bam - Best Of Westbrook Classics

„Where Is Your Child" wurde zum bekanntesten Track und sofort zu einem Acid-House-Klassiker, aber mein Lieblingstrack des Albums ist „Give It To Me". Es ist ein rauher und harter Hip-House-Track mit einer gesunden Dosis Acid.

18. Joey Beltram - Code 6

„Aumento" ist einer der größten Techno-Tracks aller Zeit. Diese Platte zerstört jeden Dancefloor, vor dem ich jemals gespielt habe. Das einzige Problem mit diesem Track ist, dass er so dicht und kraftvoll produziert ist, dass es schwer ist, einen Track zu finden, der danach mithalten kann. Ich spiele es nach zehn Jahren immer noch regelmäßig.

19. Various – True Spirit. Part I

Diese Compilation hat dem Rest der Welt den Sound des Tresor-Clubs näher gebracht. Der Maurizio-Mix von Vainquers „Lyot" war immer ein Favorit von mir und ein Klassiker in Detroit, auch wenn er ursprünglich nicht auf dem Tresor-Label erschienen ist. Er hat alle kraftvollen Elemente: tiefe Detroit-mäßige Synthie-Akkorde und eine treibende 909er-Bassdrum, die überall, wo ich es spiele, für Staunen sorgt. Nicht zu vergessen die Vielzahl weiterer großartiger Klassiker auf dieser Compilation.

20. Robert Hood - Internal Empire
Das ist das Album, das der Welt außerhalb Detroits die reduzierte, minimalistische Herangehensweise an Techno näher gebracht hat. Es zeigt alles, was an dem Detroit-Sound schön ist. Das ganze Album ist Gefühl durch Einfachheit.

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MARCELUS

21. Robert Hood - Internal Empire

Für mich ist es eines der besten Technoalben, die je gemacht wurden. Die „Weniger ist mehr"-Sache; es ist extrem reduziert und gleichzeitig so reichhaltig. Es ist das treffendste Beispiel für Minimal Techno. Eine essentielle Platte. Meisterwerk…

22. Joey Beltram - Instant

Das ist die Veröffentlichung, durch die ich Tresor wirklich entdeckt habe. Nachdem ich es in einem Mix gehört hatte, habe ich nach dem Track gesucht; geschaut, wer ihn gemacht hat und so weiter. Das war in den späten 90ern und nach ein wenig Recherche habe ich ihn endlich gefunden. Es war das erste Mal, dass ich das Tresor-Logo gesehen habe. Für mich also ein wichtiger Moment.

23. The Advent - Sound Sketches

Den habe ich 2000 bei einem guten Freund zu Hause entdeckt. Er hatte einen kleinen Stapel 90er-Techno, vielleicht bloß zehn Platten und diese war eine davon. Ich habe mich einfach in diese EP verliebt, sie ist so hypnotisierend und gleichzeitig kraftvoll. Ich habe sie ein paar Mal im Keller gespielt und es war immer sehr besonders…

24. Surgeon - Balance

Einer meiner Lieblinge von Surgeon mit ein paar sehr starken Tracks wie „Movement", manche aber auch mit einem tiefgängigeren Ansatz wie „Golden", das dem Namen alles Ehre macht… ein echter Kracher!

25. Pacou - Sense EP

Pacou ist ein echter Tresor-Typ und ein fantastischer Produzent. Er hat für das Label über die Jahre einiges an guter Musik abgeliefert und das ist ein gutes Beispiel für das, was er kann. Großartige Tracks. Ich habe das so oft gespielt…

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