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Alkohol

Was steckt eigentlich in deinem Wodka-E?

Nebenwirkungen, unbeabsichtigte Effekte und was TTIP mit der beliebten Mischung zu tun hat.
Dieser Mensch kann es nach einer Filmpremiere in Berlin kaum erwarten, seinen Wodka-E zu trinken. Ob er weiß, was drin ist? Foto: Imago/Enters

Was ist in deinem Wodka-E drin? K.O.-Tropfen, im schlimmsten Fall. Ok, aber das ist ein anderes Thema (das wir hier bereits ausführlich und ernsthaft behandelt haben). Jetzt, wo wir deine Aufmerksamkeit haben, aber zum reinen Wodka-E, auch Gummibärli oder Flügerl genannt bzw. Ferrari, wenn roter Wodka drin ist. Der achtlose Konsum kann neben einem schönen Rausch auch heftige Nebenwirkungen auslösen, die aber weit über die dir vielleicht bereits bekannten Herz-Rhythmus-Störungen oder Fettleibigkeit weit hinaus gehen. Und wirklich wach, macht die Mischung auch nicht. Und auch das TTIP-Abkommen, sollte es denn kommen, dürfte den Drink nicht gesünder machen.

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Zeit, sich also wirklich zu fragen, was ein Wodka-E enthält?

E wie Zucker

Ein Bestandteil des Mischgetränkes ist natürlich der Energydrink, hierzulande in der Regel von Red Bull. Laut einer Studie der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) konsumieren 68 Prozent der Teenager solche Getränke. Davon sind laut EFSA 12 Prozent „high cronic consumers" (Konsum mindestens viermal wöchentlich) sowie 12 Prozent „high acute consumers" (mehr als ein Liter pro Konsum). Hochverzehrer sind besonders gefährdet, Nebenwirkungen wie besagte Herz-Rhythmus-Störungen oder aber auch Krampfanfälle oder Nierenversagen zu erleiden. Bei Erwachsenen sind es knapp 30 %, die regelmäßig Energydrinks konsumieren. Aber warum ist das so?

Der Reihe nach. In 250 ml Energydrink sind—im Fall des Standard Red Bull, das wir jetzt mal als Ausgangsmaterial für den weiteren Verlauf nehmen—insgesamt fast 30 Gramm Zucker enthalten, der aus Zuckerrüben gewonnen wird. Nun gibt es bei Zucker etliche Arten. Bleiben wir bei dem beliebten Getränk mit den fliegenden Bullen. Der enthält zum einen Glucose, also das was man umgangssprachlich Traubenzucker nennt. Viele halten diesen für eine gute Form des Zuckers, weil er die Konzentration steigert und wach macht. Dieser Effekt ist aber nur von kurzer Dauer, denn der Körper schüttet nach dem Konsum große Mengen Insulin aus. Dennoch sinkt der kurzfristig erhöhte Blutzuckerspiegel danach wieder schnell und deutlich ab. Und das bewirkt dann genau das Gegenteil von dem, was du eigentlich erreichen wollte—du fühlst dich schlapp.

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Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung, empfiehlt daher: „Um zu starke Blutzuckerspiegelschwankungen zu vermeiden, ist es besser, Vollkornprodukte zu verzehren. Die in ihnen enthaltenen Kohlenhydrate werden langsam zu Traubenzucker abgebaut und sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel." Aber gut, du gehst ja auch nicht zum Müsliriegel Essen in den Club.

Wach wirst du so kaum

Zum anderen enthält Red Bull Saccharose, das ist der gewöhnliche Haushaltszucker. Er setzt in Verbindung mit der Glucose das Glückshormon Dopamin im Gehirn frei. Zusammen mit den 80 Milligramm Koffein soll es eine Steigerung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit bewirken. Wach und glücklich fühlst du dich dann in der Regel. Eine wirkliche Leistungssteigerung ist wissenschaftlich umstritten. Eine Studie von Forschern der Northern Kentucky University, die sie 2010 im Journal „Experimental and Clinical Psychopharmacology" veröffentlichten, konnte diese gerne kolportierte Wahrheit nicht bestätigen. Bei Reaktionstests schnitten in der Untersuchung jene Probanden, die eine halbe Stunde vorher eine Dose Red Bull getrunken hatten, schlechter ab als jene Versuchsteilnehmer, die einen ebenso süßen Drink ohne Koffein getrunken hatten.

Gleichwohl fühlten sich die Studienteilnehmer mit dem Energydrink fitter und energiegeladener als die anderen Probanden. Insgesamt ist das Bild gemischt: Einige Untersuchungen fanden eine leicht verbesserte Konzentration und Wachheit sowie ein besseres Gedächtnis heraus, andere widerlegen dies oder fanden gar keine Effekte.

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Klar ist, dass die Wachheit nicht lange anhält. Nach einer Stunde hat dein Körper den Zucker in Fett umgewandelt und du wirst müde. Also dann noch einen Red Bull trinken? Oder doch lieber einen Monster Energy? Oder Effect von Rewe? Kennt jemand noch den Magic Man von Penny?

Natürlich gibt es auch noch andere Energydrinks, Red Bull ist aber der beliebteste. Foto: Imag

Egal welchen du trinkst, es läuft gleich ab. Jede Stunde eine Dose zu öffnen, ist einfach Quatsch. Um dich wachzuhalten, gibt es deutlich effektivere Wege. Selbst ein 250 ml-Kaffee mit Zucker ist besser, sofern du nicht neun Stück Würfelzucker reinrührst. Denn das entspricht ungefähr der Menge, die in einer Dose des Flügel verleihenden Konzentrats aus Österreich enthalten ist. Eine Dose am Tag geht aber klar, wenn du meinst, dass die Plörre schmeckt. Übrigens ist das viel diskutierte Taurin („Äh, du weißt schon, dass da Stierhoden drin sind, oder?") weitestgehend ohne Effekt, weil der Körper es sowieso selbst produziert, selten ein Mangel vorkommt und er sowieso nicht so viel davon verarbeiten kann. Es landet dann nur im Urin. Der dann ja so aussieht wie ein Energydrink. Just sayin'! Und auf Dauer setzt du das Fett auch an.

Im Zuge des TTIP-Abkommens gab es auch eine Diskussion um die sogenannte Isoglucose. Was ist das nun wieder? Es ist ein industrielles Süßungsmittel, das durch hydrolitische Aufspaltung von Maisstärke gewonnen wird. Seine Konsistenz ist wie die von Sirup, weshalb man auch alternativ von Glukosesirup spricht. Ein Teil der Glucose der Maisstärke wird in Fruktose, also Fruchtzucker umgewandelt. Der Körper nimmt diese Art von Zucker noch schneller auf als den herkömmlichen. Bisher sind die Produktionsmengen in der EU begrenzt und dadurch auch seine Verwendung in Lebensmitteln. Wenn TTIP kommt, wonach es aussieht, könnte diese Begrenzung fallen und Isoglucose in mehr zuckerhaltigen Nahrungsmitteln eingesetzt werden. In den USA wird es im Gegensatz zur Europäischen Union bereits in Soft- und Energydrinks verwendet.

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Alkohol: Du schmeckst ihn nicht, aber er wirkt

Der andere Bestandteil eines Wodka-E ist natürlich Wodka. Der zählt zu den „reinsten" Spirituosen, das heißt er besteht fast nur aus Wasser und Ethylalkohol. Viele schwören darauf, dass Wodka keinen Kater macht. Oder angeblich keine Alkoholfahne. Von dem Sänger Ivan Rebroff soll der Spruch stammen: „Wodka macht aus allen Menschen Russen." Und Rebroff muss es wissen: Schließlich hieß er Hans Rolf Rippert und kam aus Berlin-Spandau.

Jedenfalls lässt sich Wodka gut trinken, weil er relativ geschmacksneutral ist. Mischt du ihn mit Red Bull oder einem anderen Energy Drink, verschwindet der alkoholische Geschmack fast ganz, wodurch du vermutlich wie die meisten dazu tendierst schneller und mehr zu trinken. Der Zucker beschleunigt zugleich jedoch ebenso wie die Kohlensäure die Wirkung des Alkohols. Durch das Koffein fühlst dich dann auch noch scheinbar fit. Die Wirkung des Alkohols nimmst du dadurch erst verzögert war, dafür knallt es dann richtig, wenn er einsetzt. Im schlimmsten Fall droht eine Alkoholvergiftung, häufiger ist ein Blackout.

Die Bundesregierung rät natürlich von Wodka-E ab. Auch von Wodka. Und Energy Drinks. Und Spaß. Trotzdem solltest du dir überlegen, ob sich das Geld für die zumindest im Club sehr teuren Mischgetränke lohnt. Wo wir schon bei Club sind: Mate mit Wodka stellt übrigens ein geringeres Risiko für einen Filmriss dar. Allerdings ist diese Mische auch gefühlt seit 2012 nicht mehr angesagt.

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