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Drogen

Lust auf berufliche Veränderung? Mach doch eine Ausbildung zum Tripsitter!

Ein kanadischer Wissenschaftler hat einen neuen Vorschlag in die Legalisierungsdebatte gebracht.
Modell mit Zukunft? Henrik Jungaberle begleitet Jenke von Wilmsdorff auf einem Trip. Screenshot Clipfish.de/Das Jenke Experiment

Nach dem Schulabschluss hast du dir bestimmt die Frage gestellt, in welche Richtung du nun beruflich gehen willst. Feuerwehrmann, Nobelpreisträger, Ingenieur, VICE-Redakteur oder Cowboy-Millionär-Astronaut gehören zu den gängigen Optionen. Vielleicht kommt aber bald noch eine neue Möglichkeit dazu: professioneller Tripsitter bzw. Drogenberater.

Die Idee brachte der renommierte Drogenforscher Mark Haden vor kurzem in einem Interview mit dem kanadischen Radiosender CBC auf. Haden forderte in dem Gespräch explizit die Legalisierung von psychedelischen Drogen, zugleich aber auch die Ausbildung professioneller Aufsichtspersonen für Drogenkonsumenten. Diese Tripsitter, die Haden "psychedelic supervisor" nennt, sollen den Überblick über eine psychedelische Sitzung behalten, in dem sie sowohl das Set als auch das Setting im Auge behalten. Mit Set ist dabei die Erwartung gemeint, die ein Konsument sich von einem Trip macht. Setting wiederum steht für die Umgebung, in der die Erfahrung stattfinden soll. So wird für LSD in der Regel empfohlen, in die Natur zu gehen, weil eine solche Umgebung der Wirkung der Substanz entgegenkommt. Für Haden geht es insgesamt darum, "den Nutzen eines Psychedelikums zu maximieren und den Schaden zu minimieren."

"Psychedelika und vermutlich Drogen im Allgemeinen haben drei mögliche Risiken: Vergiftung, Abhängigkeit und falscher Umgang." Psychedelische Drogen betreffend gebe es ein sehr geringes Risiko der Abhängigkeit, wie Haden aus seiner 30-Jährigen Berufserfahrung als Drogenberater weiß. Ebenso wäre die Gefahr für Vergiftung gering, wenn es eine kontrollierte Legalisierung gäbe. Das Hauptrisiko sei daher der falsche Umgang. "Wenn wir Psychedelika nach ihrer Legalisierung regulieren wollen, würde es absolut Sinn machen, das mit professionellen Aufsichtspersonen zu machen." Die Ausbildung soll nach Haden ähnlich wie bei Anwälten, Ärzten und Buchhaltern sein. Also kein Wochenendseminar, in dem man sich fortbildet, sondern eine mehrjährige Ausbildung.

Ein solcher Drogenberater war neulich gewissermaßen auch im TV zu sehen: Der Präventions- und Drogenforscher Dr. Henrik Jungaberle beriet und begleitete RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff auf einem Trip. Der Sender strahlte die gemeinsam gemachten Erfahrungen anschließend in einer verfälschten Darstellung aus. Ein Ausschnitt, aus dem auch die obige Szene stammt, ist hier zu sehen.

Mark Haden übrigens forscht nicht nur an der University of British Columbia in Vancouver zu Legalisierung und Prohibition von Drogen. Er ist außerdem Teil der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies, die die Wirkung von MDMA bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen untersucht. Sollten die Ergebnisse vielversprechend sein, könnte MDMA innerhalb der nächsten fünf Jahre in Kanada legalisiert werden. Für die Studie brauchte die Organisation ein Kilogramm reines MDMA. Das Geld dafür sammelte sie mit psychedelischen Dinner-Partys.

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