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Interview

Wir haben mit John Tejada über seine HipHop-Vergangenheit und die Anfangstage der Raveszene in L.A. gesprochen

„Wir mussten aufpassen, nicht von den ganzen Glowsticks erschlagen zu werden."
John Tejada ist jetzt seit fast zwei Jahrzehnten in der elektronischen Musikszene aktiv. Mit Palette Recordings betreibt er sein eigenes Label und seit 2011 veröffentlicht er Tracks auf Kompakt. Auf dem renommierten Kölner Label ist diesen Monat auch sein neues Album ‚Signs Under Test' erschienen. Wir haben uns mit dem in L.A. lebenden Producer über die Anfangstage von L.A.'s Rave-Szene, seine Meinung zu EDM und der unzerstörbaren Freundschaft zwischen ihm und Arian Leviste gesprochen

THUMP: John, du hast ein ziemlich gutes Gespür für Melodien. Musst du da viel Arbeit reinstecken oder ist das eine Fähigkeit, die sich einfach so über die Jahre bei dir entwickelt hat?
John Tejada: Ich schätze, das ist etwas, das ich langsam mit der Zeit entwickelt habe. Meine Eltern waren professionelle Musiker und spielten klassische Musik. Ich bin damit aufgewachsen, wie sie jeden Tag geübt haben. Das hat Musik einfach sehr erfahrbar für mich gemacht - ich habe das alles aufgesogen. Vielleicht hat das auch zu meinem Gespür für Melodien beigetragen - es ist einfach viel leichter, Dinge in jungen Jahren zu lernen. Es bleibt einfach an einem hängen.

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Wie bist du zum ersten Mal auf elektronische Musik gestoßen?
1984, als ich elf Jahre alt war, hatte ich ein paar komische aber coole Freunde, die Mixtapes in die Schule mitbrachten. Ich war sofort hin und weg. Elektro mit diesem HipHop-Sound boomte zu der Zeit gerade, weil die HipHop-Typen mit ihren Instrumenten rumexperimentierten. Ich konnte mir das den ganzen Tag lang anhören. Die Mixe, die ich dann aufnahm, waren von dieser Musik inspiriert-ich wollte einfach lernen, das zu machen, was die machten.

Als ich noch sehr jung war, kaufte ich mir zwei Decks und fing an, bei Schulveranstaltungen aufzulegen. Um den Jahrtausendwechsel herum konzentrierte ich mich mehr darauf, Tricks an meinen Decks zu üben. Die Zeiten sind aber auch wieder vorbei. Ich übte jeden Tag, sobald ich aus der Schule nach Hause kam. Bei uns in der Nachbarschaft gab es eine Menge kleiner Battles, die fast wie Boxkämpfe waren. Die Leute waren total aufgeregt und wegen der harten Konkurrenz wollte jeder der Beste im Block sein.

Was unterscheidet den Ansatz deiner Musik von der elektronischen Musik, die in den USA zum Mainstream geworden ist?
EDM hat mehr diese Highschool-Energie und für mich auch wenig mit der Musik zu tun, die ich mache. Ich glaube nicht, dass viele Menschen, die EDM hören, weiter in die Tiefe gehen oder die Musik, auf der diese Szene aufbaut, erforschen wollen. Es ist zwar das gleiche Konzept, aber ich sehe es als zwei komplett unterschiedliche Dinge. Bei EDM geht es in erster Linie darum, viel Geld zu machen.

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Wirst du mit deinem neuen Album auf Live-Tournee gehen?
Liveshows machen viel mehr Spaß und so hoffe ich natürlich, dass ich dieses Jahr mehr Liveshows spielen kann. In manchen Läden funktioniert es aber auch besser, DJ-Sets zu spielen. Ich habe für die nächste Zeit ein paar Shows geplant, bin aber noch nie ein großer Fan von Tourneen gewesen. Ich bevorzuge es, an ein paar Wochenenden Liveperformances zu spielen und es dann dabei zu belassen. Ich finde, dass die Leute erst mal das Album hören sollen. Danach können sie sich ja entscheiden, ob sie mich auch live sehen wollen. Die Tour zum Album sollte also definitiv erst nach der Veröffentlichung stattfinden.

Glaubst du, dass Alben heute immer noch den gleichen Stellenwert haben wie früher?
Es hat sich viel verändert, weil durch das Internet einfach alles verfügbarer geworden ist. Es gibt aber immer noch bestimmte Alben, die Menschen sehr viel bedeuten. Ein bisschen nostalgisch werde ich schon, wenn ich daran denke, wie ich mich früher auf ein neues Album gefreut habe. Ich konnte mir stundenlang das Cover anschauen und die Platte dann mindestens drei Mal hintereinander hören.

Wie hast du die Rave-Szene im L.A. der frühen 90er wahrgenommen?
Ich war immer mehr Zuschauer als ein aktiver Teil davon. Die Musik, auf die Arian Leviste und ich so abgefahren sind, war in Europa groß, aber hier total schwer zu bekommen. Wenn wir etwas Glück hatten, hatten wir etwa einen DJ in den Line-Ups der großen Raves, auf den wir uns freuen konnten. Wir mussten wirklich danach suchen und bei den Raves dann aufpassen, nicht von den ganzen Glowsticks erschlagen zu werden. Ich habe die Zeit aber wirklich genossen - das hat es einfach zu unserem Ding gemacht.

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Ist es jetzt, da du ja zu den altgedienten Veteranen gehörst, leichter geworden, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen?
Ein wenig, ja. Ich bin mir sicher, dass man es merkt, ob du in deiner Perfomance wirklich voll aufgehst oder nicht. Es ist also wichtig, zu versuchen, in diesen Zustand zu kommen und ihn zu halten - und das mache ich bei meinen Shows.

Du arbeitest jetzt schon ziemlich Lange mit deinem Kumpel Arian Leviste zusammen. Kannst du das Geheimnis eures Erfolges erklären?
Seit 1991 machen wir jede Woche zusammen Musik. Es hilft einfach, jemanden zu haben, der wirklich versteht, was du machst. Es bringt einen auch näher zusammen. Wenn wir zusammen Musik machen, fühlt sich das weniger wie Arbeit an. Es macht einfach Spaß und war noch nie langweilig.

Gibt es da draußen noch Dinge, die du gerne lernen möchtest?
Klar! Ich habe das Gefühl, als hätte ich gerade erst angefangen. Es gibt noch so viel zu entdecken.

Signs Under Test ist bei Kompakt erschienen, hie kannst du das Album bestellen.

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