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Wir können nicht früh genug anfangen, Kinder für Techno zu begeistern

Vom Kindergartenausflug ins Berghain bis zum Grundschul-Remix-Projekt gibt‘s viele verschiedene Ansätze.

Kinder musikalisch zu fördern, ist unter Eltern beliebt. Und es ist in einer Hochphase der elektronischen Musik sicherlich naheliegend und legitim, sie spielerisch an dieses Genre heranzuführen. Wie ein Instagram-Post diese Woche (spaßhaft) nahelegte, machen mittlerweile ja sogar Kindergärten Ausflüge ins Berghain. Und DJ Arch Jr startet gerade im zarten Alter von drei Jahren seine Weltkarriere. Diskussionswürdig wird es jedoch, wenn man Kinder politische Texte singen lässt, die sie sich diese ziemlich wahrscheinlich nicht selbst—oder zumindest nicht alleine—ausgedacht haben. Also so, wie es die vom „Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung" geförderte Organisation Touching Music gemacht hat:

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Touching Music möchte „den modernen Musikunterricht ergänzend mitgestalten, dabei neue Technologien für sich nutzen, um fernab von konventionellen Strukturen Richtungen zu erkunden. Grundlegendes Ziel ist hierbei die künstlerische Förderung durch die gemeinsame Produktion, Konzeption und Ausführung selbst komponierter Musik." Das ist wunderbar, gerade wenn der Nachwuchs genauso früh lernt, was ein Korg Synthesizer ist wie eine Gitarre. Auf Soundcloud und YouTube haben sie einige ihrer Produktionen veröffentlicht. Darunter auch das Lied „Im Wandel", das an sich auch eine ziemlich gute Nummer zum Runterkommen ist.

Wenn man sich jedoch seinen Text ansieht, geht es darin um mehr als nur ums Musizieren. Offenkundig stehen hier Stadtumbau und Gentrifizierung im kritischen Mittelpunkt. Dass eines der Kinder sich eine Ziele wie „Die Stadt ist im Wandel/Und ich bin im Sog", „Morgen werde ich die Welt neu machen/Und auch mal über mich selber lachen", oder auch: „Ich reit' ne Stolperfalle/Und steh' wieder auf/Wo gestern ein Park war/Stehe heute ein Haus drauf" alleine ausgedacht hat, ist zumindest zu bezweifeln. Und ob das derartig starke Interesse am Thema Stadtentwicklung alleine von den Kindern ausgegangen ist, ebenso. Vielmehr liegt der Verdacht nah, dass besonders engagierte Mitarbeiter des Projekts hier den Kindern den Inhalt in den Mund legen, um ihren eigenen Ansichten eine unschuldige Form zu geben, in Kindersprache. Andererseits wird man wohl nicht drumherum kommen, Großstadtkindern schon früh die Auswirkungen von Viertel-Hypes und dergleichen zu erklären. Gerade in Bezirken wie Berlin-Neukölln oder Kreuzberg treffen die steigenden Mietpreise auch alteingesessene Familien und ihren Nachwuchs. Ob das Thema nicht eher in den Sachkunde- als in den Musikunterricht gehört, sei dahingestellt.

Aktuell lädt Touching Music Kinder und Jugendliche zu Remixen von vorproduzierten Stücken ein. Wie das dann klingt, kann man nachfolgend hören. Wir behalten Aisha mal im Auge.