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Safer Use

Ecstasy: Das sind die Pillenwarnungen zum dritten August-Wochenende

Es gibt 11 neue Testergebnisse und Warnungen für verunreinigte oder extrem hoch dosierte Pillen.

Wer Ecstasy nimmt, der macht sein Gehirn kaputt. Er oder sie kann sich an der Werkbank neue Handgriffe immer schlechter merken oder vergisst beim Tinder-Date, welches Teakholz-Theken-Café jetzt eigentlich als Treffpunkt herhalten muss. Das war jahrelang der Stand der Forschung zu MDMA. Forschende vermuten sogar, dass die Substanz bei langfristigem Konsum eine Demenz auslösen kann. Eine neue Studie aus dem Frühjahr 2018 hat diese Erkenntnisse zumindest mit einem großen Fragezeichen versehen.

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Das internationale vierköpfige Team hat zehn Studien miteinander verglichen und kam zu dem Schluss, dass die Probanden und Probandinnen in praktisch allen Fällen einen ungewöhnlich hohen Ecstasy-Konsum hatten. "Ungewöhnlich hoch" heißt hier: Sie nahmen 7,2-mal so viele Pillen pro Jahr wie durchschnittliche Ecstasy-Konsumierende. Als Vergleich diente dem Team der Global Drug Survey, die weltweit größte Befragung von Drogenkonsumierenden.

Die größte Gefahr aber, da sind sich alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig, besteht für Konsumierende in einer Überdosis MDMA. Ab 120 Milligramm MDMA können Nebenwirkungen von Muskelzuckungen bis hin zu einer tödlichen Überhitzung auftreten. Leider sieht man den Pillen nicht an, wie viel MDMA in ihnen steckt. Und leider können Konsumierende in Deutschland ihre Pillen nicht beim sogenannten Drug-Checking auf deren Zusammensetzung testen lassen. Anders als in anderen europäischen Ländern.

Deswegen haben wir die Drogenwarnungen aus unseren Nachbarländern und aus Großbritannien zusammengetragen. Getestet wurden sie von der gemeinnützigen britischen Firma The Loop, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, der Innsbrucker Drogenarbeit Z6, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und der Drogeninfo Bern Plus (DIB+).

Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

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Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlicht im Laufe des Wochenendes regelmäßig noch neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen der dritte August-Woche 2018

Beigefarbene "Moncler"

Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

209 Milligramm MDMA enthielt die Pille, die in Zürich Anfang August ins Labor kam – eine extrem hohe Dosis.

Beigefarbener Panzer

Martialische Logos sieht man häufig auf Ecstasy-Pillen. Dem Panzer sollten sich Konsumierende allerdings mit besonderer Vorsicht und in kleinen Stücken nähern: Die extrem hohe Dosis von 249 Milligramm MDMA wurde Anfang August in einer solchen Pille gefunden.

Gelbe "Mario" *KEIN MDMA

Mit der Pille, die The Loop auf einem britischen Festival Anfang August getestet hat, lassen sich keine Prinzessinnen retten, schon gar nicht, wenn Konsumierende sie fälschlicherweise für Ecstasy halten. Denn die gelbe Pille enthielt statt MDMA das in seiner Wirkung kaum erforschte Research Chemical n-Methyl Pentylon. Es besteht deshalb ein unberechenbares Gesundheitsrisiko, wenn Menschen sich entscheiden, diese Pille zu nehmen.

Gelbe "Philipp Plein" mit grüner Rückseite

In beigefarbenen, grauen und rosafarbenen Pillen mit diesem Logo wurden in den letzten Monaten unter anderem bereits 2-Fluormethamphetamin und extrem hohe Dosen MDMA gefunden. Letzteres gilt auch für die gelbe "Philipp Plein", die das DIZ Anfang August getestet hat. Inhalt: 267 Milligramm MDMA – eine extrem hohe Dosis.

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Grün-gelber oder neongelber Dominostein

Die lilafarbenen Domino-Pillen sind vergleichsweise weit verbreitet, auch in unterschiedlichen Zahlenkombinationen. In Zürich hat das DIZ nun eine neongelbe Pille getestet. Sie enthielt 190 Milligramm MDMA.

Grüne "Heineken"

Ein giftiges Grün trägt die Pille, die in Innsbruck Anfang August getestet wurde. 123 Milligramm MDMA steckten drin.

Blaue "Punisher"

300 Milligramm und mehr fanden die Briten und Britinnen von The Loop Anfang Juni und Ende Mai in blauen "Punisher"-Pillen. Anfang August überschritt eine andere Pille im Loop-Test 250 Milligramm MDMA. Und 231 Milligramm testete Checkit! im Juni bei einer solchen Pille – es sind alle extrem hohe Dosen. Der Skelettkopf aus dem Marvel-Universum findet sich als Logo auch auf roten/lachsroten und grauen Pillen, die ebenfalls extrem hoch dosiert sind.

Lilafarbener DJ

Eine extrem hohe Dosis von 222 Milligramm MDMA enthielt eine solche Pille, als Checkit! sie Mitte Juli in Wien testete. Auf 196 Milligramm MDMA kam ein Test Anfang August in Zürich.

Grauer Pharao

Pharao-Pillen wurden im Sommer auch in Beige und in Neongelb getestet. Sie allen haben gemein, dass auf ihren Rückseiten stand: "WARNING 240MG". Doch in fast allen Fällen wich die gefundene MDMA-Menge erheblich von dieser Warnung ab: 178 Milligramm MDMA testete das DIZ in Zürich Anfang August in einer grauen Pille. Das zeigt, wie wenig verlässlich solche Mengenangaben auf Pillen sind und wie stark der Gehalt schwanken kann. Der kann dabei auch höher als auf der Warnung angegeben ausfallen.

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Graue "Philipp Plein"

Die grauen PP-Pillen, die DIB+ und das DIZ Mitte Mai bzw. Anfang August testeten, tragen einen Totenkopf auf der Rückseite. Der sollte Warnung genug sein, denn beide Pillen waren mit 254 Milligramm und 253 Milligramm MDMA extrem hoch dosiert.

Grauer Vogel

In der MDMA-Tabelle fliegt diese Pille, die Anfang August in Bern getestet wurde, ziemlich hoch: 193 Milligramm MDMA. Ein rosafarbener Vogel enthielt Mitte Juni in Zürich 182 Milligramm MDMA.

Wenn du schon einmal ambulant behandelt werden musstest, nachdem du Drogen genommen hast, (oder Freunde von dir) und du mit VICE über deine Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-mail oder Twitter-DM.

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