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Wie du es auf das Cover des DJ Mag schaffst—und auf Thump

Manchmal reichen ein paar Tweets, um eins der größten Musikmagazine zur Vernunft zu bringen.
Screenshot djmag.com

Das britische DJ Mag ist vermutlich die größte Plattform für elektronische Musik. Und wenn die den nächsten „Techno-Superstar" ausruft, dann hat das bei mehr als 2 Millionen Facebook-Likes Gewicht. (Das Magazin ist schließlich auch am Hype um das Berghain nicht ganz unschuldig.) Für die Februar-Ausgabe hat es LOUISAHHH!!! erwischt. Doch das Cover musste sich die Produzentin aus New York förmlich erkämpfen—und zeigt so, dass du mit Großbuchstaben und vielen Ausrufezeichen auch mehr erreichen kann, als vermeintlich besorgte Bürger aufzuscheuchen.

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Alles begann mit der jährlichen Abstimmung der besten DJs weltweit durch die DJ Mag-Leser. Dass diese, laut Erhebungen des Magazins zu 97% männlich sind, scheint sich auch auf das 2015er-Ergebnis ausgewirkt zu haben: Unter den Top 100 fanden sich nur drei Frauen bzw. weibliche DJ-Duos. Nervo schafften es als einzige in die Top 50, Krewella und Miss K8 landeten immerhin noch auf der Liste.

Dann begann der erste Akt. LOUISAHHH!!! kritisierte den Umstand öffentlich in einem Tweet. Das DJ Mag fragte daraufhin einige männliche DJs, wie sie sich diese geringen Zahlen erklären. Die Antworten waren teilweise ziemlich dürftig und uninformiert. Den Vogel schoss allerdings Frontliner ab. Der niederländische Hardstyler sagte dazu: „Vielleicht, weil sie zu viel Zeit im Beauty-Shop und zu wenig im Studio verbringen, um zu produzieren?" Die ungewollte Vorlage für den zweiten Akt der Geschichte.

LOUISAHHH!!! ging erneut auf Twitter und erneuerte ihre nun nochmals mit allerhand Sexismus ihrer männlichen Kollegen unterfütterte Kritik. In einem Interview mit puls gab sie nun an, dass sie sich so wohl unbeabsichtigt ihr Cover selbst erkämpft hat: „Da habe ich (…) gesagt, dass das inakzeptabel ist und dann haben sie mich aufs Cover genommen." Zwar hatte das DJ Mag zuvor immer wieder—zu Recht—positiv über die Musik von LOUISAHHH!!! berichtet. Auf die Idee, ihr die Frontseite einzuräumen, kam man allerdings erst nach ihrer Kritik. Und obwohl es erfreulicher gewesen wäre, wenn es auch so funktioniert hätte, so zeigt der Vorgang doch, dass das aktive Handel von Frauen zu Veränderungen führen kann.

Und auch darüber, dass die Ausgabe nun ein Spezial über weibliche Produzentinnen und DJs beinhaltet, äußerte sich die New Yorkerin: „Ich spreche darüber, auch wenn ich selbst gar kein Problem habe! Das ist wichtig, denn wenn ich nicht über dieses Thema spreche, dann verleugne ich jeden, der dieses Problem hat. Ich finde eine Subkultur wie das Nachtleben sollte nicht nur für die Hübschen und Privilegierten sein. Deshalb frage ich auch die Promoter, die Agenten, die Booker, die Talentscouts: 'Was tut ihr für Frauen in der Szene?' Es geht darum, Leute mit Macht und Einfluss in Frage zu stellen, denn wenn man das nicht tut, wird sich nie etwas ändern."

— LOUISAHHH!!! (@LOUISAHHHh)October 20, 2015

— LOUISAHHH!!! (@LOUISAHHHh)October 20, 2015

Wenn du dir übrigens die Listen anderer Magazine für elektronische Musik anguckst, finden sich dort ebenfalls wenige weibliche DJs. In den jüngsten Top 100 der „Best DJs" von Resident Advisor schafften es neun weibliche DJs, was jedoch schon deutlich mehr ist als in den Jahren zuvor. Die Bestplatzierteste war Nina Kraviz auf Platz 20, The Black Madonna landete etwa auf #37. An den Skills liegt das jedenfalls nicht.