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Deine Facebook-Nutzung verrät einiges über deinen Drogenkonsum

Forscher haben in einer aktuellen Studie etwas herausgefunden, das angeblich auch der Drogenprävention dienen soll.

Foto oben: Flickr / Quinn Dombrowski / CC BY-SA 2.0

Hast du schon mal bei Facebook mit Freunden über Drogen und die letzte verschallerte Clubnacht kommuniziert? Nein? Du bist eher der vorsichtige Typ? Alles klar, ist auch besser so. Bringt aber vielleicht nicht so viel wie du denkst. Denn laut einer aktuellen Studie der University of California in Berkeley, lässt sich mit spezifisch dafür entwickelten Algorithmen anhand deiner Likes und Status-Updates mit ziemlich hoher Genauigkeit sagen, ob du Alkohol und andere Drogen konsumierst. Das berichtet Netzpolitik.orG. WTF?! Klingt wie aus George Orwells 1984. Eigentlich soll die Untersuchung der präventiven Drogenforschung dienen. Aber der Reihe nach.

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Die Studie erschien vor zwei Wochen unter dem Titel Social Media-based Substance Use Prediction. Dafür wurden alle Likes von elf Millionen Facebook-Nutzern und 22 Millionen Status-Updates von insgesamt 150.000 Usern herangezogen. Ziel der Forscher war, diejenigen Leute zu identifizieren, die durch den Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen eine psychische "Störung" (Substance Use Disorder) erleiden oder dafür anfällig sein könnten.

Um das herauszufinden, entwickelten sie eine Software, die auf maschinellem Lernen basiert, beziehungsweise auf einem lernfähigen Algorithmus. Dieser kann anhand bestimmter Daten Zusammenhänge und Muster erkennen und für die Zukunft Voraussagen treffen. In diesem konkreten Fall waren es Verknüpfungen bestimmter Schlüsselwörter, die aus anderen Untersuchungen zu Menschen mit psychischen Erkrankungen aufgrund des Konsums von Drogen und anderen Substanzen basierten.


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Zu diesen Wörtern gehörten Schimpfwörter, Aussagen über den körperlichen und geistigen Zustand und Begriffe mit sexueller Konnotation. Außerdem wurden zum Beispiel die Musik-, Film- oder andere Unterhaltungspräferenzen herangezogen. Wer Zeichentrickfilme mag, ist für die Forscher zum Beispiel mit geringer Wahrscheinlichkeit exzessiver Alkoholkonsument, wer V for Vendetta guckt hingegen schon eher. Warum auch immer.

Das Ergebnis der Studie war eine hohe Voraussagefähigkeit durch die entwickelte Software. Psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit Substanzen konnten mit einer Genauigkeit von 80 Prozent vorausgesagt werden; Tabakkonsum mit 86, Drogenkonsum mit 84 und der von Alkohol mit 81 Prozent. Diese Präzision ist deutlich höher als bei vorherigen Studien. Die Forscher kommen daher zu dem Fazit, dass soziale Medien "eine vielversprechende Plattform sowohl für die Untersuchung von Substance Use Disorders als auch dafür, Drogenkonsum sichtbar zu machen und die Prävention zu fördern" sind.

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Was soll man von dieser Studie halten?

So wirklich klar wird auch nicht, wie derartige Daten bei der Drogenprävention helfen sollen. Sollen User direkt angeschrieben werden, wenn sie als wahrscheinliche Risikokonsumenten gelten? Und was wird ihnen dann gesagt? Für den Einzelfall sind die Daten völlig unerheblich. Zu wissen, wie viele potenzielle Konsumenten es gibt, ist sicherlich gut, um dementsprechend die Breite des Angebotes zur Suchtberatung zu planen. Allerdings ist der Algorithmus dafür noch zu ungenau.

Auch fernab der Zahlen ist die Studie zweifelhaft. Natürlich ist Prävention ein Teil von Drogenpolitik. Aber der starke Fokus auf die frühe Vorbeugung von Drogenkonsum steht schon lange in der Kritik. Viele Experten finden es wichtiger, Drogenkonsum zu entkriminalisieren und mehr für Safer Use und die Reduzierung der Risiken zu tun.

Interessanter sind die erhobenen Daten und vor allem die dabei entwickelte Methode für Unternehmen, die Werbung auf Facebook schalten. Oder auch für staatliche Behörden, die Verstößen gegen das BtMG (Betäubungsmittelgesetz) auf der Spur sind.

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