Diese drei Typen wollen Detroit mit ihrem Projekt zu neuem Glanz verhelfen

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Diese drei Typen wollen Detroit mit ihrem Projekt zu neuem Glanz verhelfen

“The Motown Movement” will leerstehende Häuser in der Geburtsstadt des Techno wieder auf Vordermann bringen. Wir haben mit einer jungen Berlinerin gesprochen, die sich in dem Projekt engagiert.

Ohne Detroit gäbe es in Berlin wahrscheinlich keinen Techno. Ja, wahrscheinlich gäbe es in ganz Europa keinen Techno, wenn Jeff Mills und Co. nicht die Vorarbeit in Detroit geleistet hätten. Bereits zur Geburtsstunde des Genres sah sich die sogenannte Motown allerdings mit vielen gesellschaftspolitischen Problemen konfrontiert – vor allem die hohe Arbeitslosigkeit und die damit einhergehenden sozialen Konsequenzen machten der Autostadt zu schaffen. Auch heute, 30 Jahre später, ist es nicht unbedingt viel besser um die Stadt bestellt, was sich besonders eindringlich an den verfallenden Häusern in diversen Stadtteilen ablesen lässt. Eine neue Initiative will nun etwas gegen diese Entwicklung tun und der Geburtsstadt des Techno zu neuer Vitalität verhelfen.

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"The Motown Movement" heißt das Projekt von drei Architektur-Studenten aus den Niederlanden, die mithilfe modernster Technik Häuser in Detroit in selbstversorgende, klimaneutrale Wohneinheiten verwandeln wollen, die sich jeder leisten kann. Für viele Einwohner Detroits (und der USA) ist die monatliche Energierechnung nämlich häufig höher als die eigentliche Miete. Außerdem solle Detroit durch das Projekt der Glanz verliehen werden, den die Stadt verdiene, heißt es in der Selbstbeschreibung des Motown Movement.

Unter den Freiwilligen, die sich in dem Projekt engagieren, ist auch Mareike aus Berlin. Warum macht sie beim Motown Movement mit? "Detroit hat mich immer interessiert. Deswegen bin ich auch über Silvester für eine Woche hergekommen. Bevor ich dann wieder nach Berlin geflogen bin, habe ich online die aktuellen Nachrichten gelesen und das erste Mal von dem Projekt gelesen", erzählt sie im Gespräch mit THUMP.

Dieses Haus im Detroiter Stadtteil Highland Park soll umgebaut werden, wenn genug Geld zusammenkommt

Das Motown Movement suchte Anfang Januar noch nach zwei Praktikantinnen. Mareike zögerte nicht lange und bewarb sich auf die ausgeschriebene Stelle. Anfang April ging es dann los. Derzeit bestehen ihre Aufgaben vor allem darin, "Leute auf das Projekt aufmerksam zu machen, sie von dem Konzept und der Idee zu überzeugen, damit wir unser Ziel von 50.000 $ erreichen." Das bedeutet vor allem "Unternehmen anzurufen, in Downtown von Laden zu Laden zu laufen, unsere Plakate aufzuhängen usw."

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Mareike lebt und studiert seit fünf Jahren in Berlin. "Viele Leute sagen, Detroit sei wie Berlin in den 90ern. Das lässt sich leicht sagen und gibt den Europäern einen vermeintlichen Überblick. Ich sehe das ein bisschen anders." Zwar gebe es durchaus aufstrebende Stadtteile, die mit Neukölln und Kreuzberg vergleichbar seien und mittlerweile kämen auch vermehrt Investoren nach Detroit. Wie in Berlin würden auch in Detroit Start Ups gegründet oder ziehen in die Stadt. Auch der Wert der verwaisten Häuser steige Jahr für Jahr. "Verdanken kann man das aber leider überwiegend nur der weißen, privilegierten oberen Mittelschicht. Die Segregation ist immer noch gegenwärtig, dabei ist Detroit zu 80% schwarz. Die öffentlichen Verkehrsmittel beschränken sich auf den People Mover und Busse, die fast ausschließlich nur von der Unterschicht benutzt werden und mir wurde bereits mehrmals gesagt, diese besser nicht zu nutzen", so Mareike.

Ein Schnappschuss von Downtown Detroit. Foto von Mareike K.

Und wie steht es um die Clubs in Detroit? Sind sie vergleichbar mit denen in Berlin? "Was ich bisher von der Clubszene mitbekommen habe, ist anders. Gut anders. Keine Berghain-Mentalität, die zur Selbstprofilierung dient. Das Publikum ist ziemlich divers, wenn auch überwiegend weiß", erzählt Mareike. Hauptsächlich sei sie aber wegen des Motown Movements in Detroit. Leute von dem Projekt zu überzeugen sei mitunter nicht so einfach, "denn wir kommen weder aus Detroit noch sind wir ein Teil der schwarzen Community. Es benötigt ein gewisses Maß an Beharrlichkeit,um das Vertrauen zu gewinnen."

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