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Die teuersten House- und Technoplatten bei Discogs

Wir haben ein paar überteuerte Raritäten gefunden. Macht den Geldbeutel auf, Nerds.

Vor ein paar Monaten habe ich eine Menge Folgen von Trailer Park Boys gesehen, dieser kanadischen Mockumentary über eine Gruppe liebenswerter Krimineller. Einer der Hauptcharaktere, Ricky, ein Cannabiszüchter, verändert gerne auf eine lustige Art Redewendungen und Sprichwörter: aus „trial and error" wird „denial and error" und „sweet and sour chicken" wird zu „sweet n' power chicken." Mein Lieblings-Rickyismus ist allerdings „supply and command", da dieser kleine Freudsche Versprecher die Bedeutung der ursprünglichen Phrase „supply and demand" so ändert, dass diejenigen, die die Verfügbarkeit eines Produkts beeinflussen und kontrollieren, auch die Macht haben, über die Nachfrage zu bestimmen.

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Dass das gar nicht so weit von der Realität entfernt ist, fällt mir immer wieder auf, wenn ich mich bei Discogs rumtreibe. Verkäufer mit seltenen Platten im Angebot verfügen über eine Monopolstellung für ihre Waren und haben dementsprechend die Möglichkeit, exorbitante Preise für die seltenen Schätze festzulegen. In der Regel gilt das für alte Platten, aber wirklich ärgerlich wird es, wenn neue Plattenfirmen neue Veröffentlichungen in limitierter Stückzahl veröffentlichen. Menschen bekommen Schaum vor dem Mund, wenn sie die Worte „White Label", „Limited Edition" oder „Short Supply" hören und tun dann alles, um eins der begehrten Schätzchen zu ergattern.

Der Reiz einer ultralimitierten, superraren, unbekannten White Label-Pressung nimmt mit zunehmendem Alter meistens zu. Alte, seltene Platten wechseln bei Discogs oft für hunderte oder sogar tausende Dollar den Besitzer. Das ist an sich schon recht fragwürdig, da die Künstler, die die Musik gemacht haben, in der Regel keinen Cent davon sehen. Was aber erhöht den Wert einer Platte auf 9.000 US-Dollar? Wir haben hier ein paar besonders teure Pressungen ausgewählt, das herauszufinden.

Moodymann/Theo Parrish - Small Black Church-EP (KDJ, 1995) 100 Dollar
Small Black Church wurde schon mehrmals neu aufgelegt, es sollte also nicht allzu schwierig sein, ein billigeres Exemplar zu finden. Das hier ist allerdings ein ganz besonderes Exemplar, weil es die White Label-Version ist und noch dazu auf braun/durchsichtig-marmoriertes Vinyl gepresst wurde—was schon eine recht aufdringliche Art ist, eine Platte besonders aussehen zu lassen. Die einzige andere braun-marmorierte Kopie, die je bei Discogs verkauft wurde, kostete 164 US-Dollar, das hier ist also ein echtes Schnäppchen.

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DJ Deeon - 2 High 2 Lift!-EP (Dance Mania, 1998) 119,99 Dollar
In den letzten Jahren konnte man diese Platte noch für schlappe 10 Dollar bei Discogs erwerben. Der einzige Grund, warum dieses Exemplar für mehr als das Zwölffache angeboten wird, ist die Tatsache, dass dies das letzte Exemplar bei Discogs ist. Der Verkäufer, der sie anbietet, kann dafür also verlangen, was er will.

STABLO - „No. 9998" (STABLO, 2011) 138,61 Dollar
Die STABLO-Serie ist ein wunderbares Fallbeispiel für einen manipulativen Discogs-Hype. Die Story kommt einem ziemlich bekannt vor: 2010 und 2011 tauchte eine Serie von mysteriösen White Lable DJ-Tools auf. Es gab keinerlei Hinweis darauf, wer sie gemacht hatte und die Leute drehten durch und rannten sich gegenseitig über den Haufen, um eine Kopie abzugreifen. Die billigsten Platten aus der STABLO Serie werden bei 30-40 US-Dollar veranschlagt, für die teuersten kann man schon mal gerne 140 Dollar hinblättern. Jamie Fry zufolge, den man später als den Labelchef hinter STABLO identifiziert hat, sollte die Serie anonym gehalten werden, um zu sehen ob ein Album einfach aufgrund der Musik erfolgreich sein kann und nicht durch die Person des Künstlers dahinter. Das Paradoxe an der Sache ist jedoch, dass das Mysterium, das deshalb um einen solchen Künstler entsteht, wiederum den Verkauf kräftig ankurbelt. In Fällen wie diesen hier geht es oftmals eben nicht „nur um die Musik"—es geht um die verführerische und einen in den Wahnsinn treibende Geheimnistuerei, die sie umgibt.

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Theo Parrish - Sketches-EP (Sound Signature, 2010) 243,89 Dollar
Es sollte jetzt nicht wirklich verwunderlich sein, dass diese teure Version der Sketches-EP eine limitierte White Label-Pressung ist, die nur von zwei Händlern angeboten wird. Immerhin gibt es ganze drei Scheiben für den Preis.

Boards of Canada - Aquarius-EP (Skam, 1998) 250 Dollar
W as Boards of Canada tun, damit die Menschen ihre Platten kaufen, haben wir alle gesehen. 1998 war allerdings alles noch etwas einfacher, besonders für Plattenlabels. Damals mussten sie keine abgedrehten Schnitzeljagden im Internet organisieren, nur damit die Leute eventuell eine Platte kaufen. Es reichte, 500 Kopien einer Platte zu pressen, die Worte „Limited Edition" drauf zu pappen und die Leute wissen zu lassen, dass die Tracks auf der Platte EXCLUSIVE sind.

Reel By Real - Surkit-EP (Interface, 1991) 545,35 Dollar
2010 gab es einen Repress der Surkit-EP und du bekommst eine Kopie davon für schlappe 8 Dollar. Wenn du aber unbedingt eine Kopie der White Label-Version haben willst, dann bleibt dir nur eine Möglichkeit, denn nur ein Händler bietet sie an—für mehr als 500 US-Dollar.

Peech Boys - Don't Make Me Wait-EP (West End 1982) 900 Dollar
Das hier ergibt irgendwie Sinn: Die Peech Boys waren eine essentielle Disco-Gruppe, bei der der Paradise Garage-DJ Larry Levan dabei war und ihre Platten sind Artefakte der Rave-Geschichte. Diese White Label-Promokopie, die bei Discogs angeboten wird, wurde vielleicht bereits über das berühmte Paradase Garage-Soundsystem abgespielt.

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UR - Z-Record (Underground Resistance) 1.313,00 Dollar
Nur ein Verkäufer auf dem Discogs-Marketplace hat ein Exemplar von Z-Record. Eigentlich hat er sogar drei Stück: eine in Blau, eine in Rot und eine in Grün. Glücklicherweise möchte er diesen Reichtum mit dir teilen—wenn du bereit bist, im Gegenzug einen beträchtlichen Betrag deines Reichtums an ihn abzutreten.

Lil Louis - „Frequency"/„How I Feel" (Dance Mania, 1987) 2.499,99 Dollar
Es stehen acht Exemplare dieses Dance Mania-Klassikers zum Verkauf und sie bewegen sich zwischen 30 und 70 Dollar. Dieses ist allerdings ungefähr 80 Mal so teuer und die Anmerkung zu der Platte sagt uns warum: „HOLY GRAIL PRESSED BY LI'L LOUIS AND SIGNED BY LI'L LOUIS TEST PRESS ONE OF IT'S KIND NEVER LISTED BEFORE. I BELIEVE IT'S THE ONLY COPY EXISTING LIKE THAT ONE." Das ist also der Grund.

Sandwell District - „Feed Forward" (Sandwell District, 2010) 9.000 Dollar
Das günstigste Exemplar von Feed Forward kostet 250 Dollar, was verglichen mit den 9.000 Dollar dieser limitierten Edition auf durchsichtigem Vinyl spottbillig klingt. Im Eintrag heißt es, dass die Platte in „Mint Condition" ist, was wahrscheinlich bedeutet, dass dieser Arsch die Platte ohne das Vorhaben, sie jemals zu hören oder abzuspielen, gekauft hat: Vielleicht hütet er das Ding einfach und wartet darauf, dass irgendein armer Irrer ihm für das Ding ein Jahr seiner Miete bezahlt.