Einsamkeit war schon lange vor der Pandemie ein großes Problem, der Lockdown hat es noch einmal verschärft. 2018 wurde in Großbritannien sogar das weltweit erste Ministerium für Einsamkeit ins Leben gerufen. In Deutschland fühlen sich laut Robert-Koch-Institut 4,2 Prozent der Elf- bis Siebzehnjährigen einsam.Dabei sind Freundschaften und soziale Kontakte ein menschliches Grundbedürfnis. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen zwischen 16 und 25 mental gesünder sind und besser mit Stress umgehen können, wenn sie enge Freunde haben. Aber die Realität sieht leider so aus, dass viele keine haben. Gesprochen wird darüber allerdings selten. Wer gibt schon gerne zu, keine Freunde zu haben?
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VICE hat mit einer niederländischen Organisation gesprochen, die junge Menschen zusammenbringt, die sich einsam fühlen. Miel, Emma und Olivia* haben uns erzählt, wie es ist, jung zu sein und keine Freunde zu haben – und warum es sich lohnt, Hilfe zu suchen.
"Letztes Jahr bin ich 18 geworden und habe ein paar Mitschüler zum Feiern eingeladen. Niemand ist gekommen." – Miel, 19
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Mit Beginn der Pubertät habe ich echte Freundschaften dann richtig vermisst. Ich wollte rausgehen, in Bars abhängen, ich wollte Abenteuer. Ich hatte richtigen Drang, mich auszuleben, aber ich hatte niemanden, mit dem ich das zusammen machen konnte.
Vor allem die Sommerferien waren hart. Ich hatte alle Zeit der Welt, um Dinge zu erleben, aber alleine habe ich mich nicht getraut. Deswegen saß ich dann oft doch nur alleine zuhause rum. Auch Schicksalsschläge haben mich härter getroffen, weil ich niemanden hatte, mit dem ich darüber reden konnte.Social Media ist voll mit Fotos von glücklichen Cliquen. Solche Bilder machen mich neidisch. Oft frage ich mich, ob ich einfach schon zu alt bin, um noch Freunde zu finden. Manchmal fühlt es sich so an, als hätten alle schon ihre Freunde fürs Leben gefunden, nur ich nicht. Ja, ich weiß, wie dramatisch das klingt.Nach meinem katastrophalen 18. Geburtstag habe ich mich bei einem Freundschaftsvermittler gemeldet. Gleich am ersten Abend habe ich mich mit einem richtigen gut verstanden. Seitdem sind noch mehr Leute dazu gekommen und wir haben eine tolle Zeit zusammen. Das hat mein Selbstbewusstsein extrem gepusht. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal in meinem Leben mit Freunden Geburtstag gefeiert.
"Weil ich mich nach sozialen Kontakten sehnte, machte ich mich angreifbar." – Emma, 19
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In der Grundschule wurde ich gemobbt und hatte danach lange mit meinem Selbstbewusstsein zu kämpfen. Die Mobberei hörte zwar auf, als ich auf die weiterführende Schule kam, aber ich habe trotzdem keine Freunde gefunden. Ein paar mal musste ich außerdem die Schule wechseln, das hat es noch schwerer gemacht. Es gab immer wieder Phasen, in denen ich dachte: "Hey, du hast es geschafft, du bist beliebt", und dann wurde ich wieder nicht zu der coolen Party eingeladen. Wenn ich gezielt Leute gefragt habe, ob wir uns mal nach der Schule treffen wollen, wollten die entweder nicht oder hatten keine Zeit. Irgendwann wurde mir das einfach super peinlich und ich habe aufgegeben.
VICE-Video: LARPing hat mir das Leben gerettet
Zu meinen Geburtstagen habe ich immer mindestens zehn Leute eingeladen. Wenn ich Glück hatte, sind drei aufgetaucht. Lange Zeit war ich sehr traurig darüber, dass ich keine Freunde hatte. Ich habe mich selbst dafür gehasst und mich dumm und unzulänglich gefühlt. Ich habe nicht verstanden, warum andere das schaffen und ich nicht.Als Teenagerin bemerkte ich dann, dass Jungs mit mir abhängen wollten. Weil ich mich so sehr nach sozialen Kontakten sehnte, machte ich mich angreifbar. Einmal wurde ein Junge bei einem Treffen sexuell übergriffig. Ich bekam Suizidgedanken und kam in eine Therapie. Dort wurde bei mir eine Posttraumatische Belastungsstörung und eine Depression diagnostiziert. Während der Therapie konnte ich zu Hause wohnen und weiter zur Schule gehen, wurde aber streng überwacht. Ich durfte nichts mehr alleine unternehmen.
VICE-Video: LARPing hat mir das Leben gerettet
Zu meinen Geburtstagen habe ich immer mindestens zehn Leute eingeladen. Wenn ich Glück hatte, sind drei aufgetaucht. Lange Zeit war ich sehr traurig darüber, dass ich keine Freunde hatte. Ich habe mich selbst dafür gehasst und mich dumm und unzulänglich gefühlt. Ich habe nicht verstanden, warum andere das schaffen und ich nicht.Als Teenagerin bemerkte ich dann, dass Jungs mit mir abhängen wollten. Weil ich mich so sehr nach sozialen Kontakten sehnte, machte ich mich angreifbar. Einmal wurde ein Junge bei einem Treffen sexuell übergriffig. Ich bekam Suizidgedanken und kam in eine Therapie. Dort wurde bei mir eine Posttraumatische Belastungsstörung und eine Depression diagnostiziert. Während der Therapie konnte ich zu Hause wohnen und weiter zur Schule gehen, wurde aber streng überwacht. Ich durfte nichts mehr alleine unternehmen.
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Seit ein paar Monaten ist meine Therapie abgeschlossen und ich habe viel über mich gelernt. Ich weiß jetzt, dass ich mein Selbstbewusstsein stärken muss.
"Freitags mache ich mir einen Wein auf und versuche, alleine etwas Spaß zu haben." – Olivia*, 25
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Bisher habe ich nur Leute per Zoom getroffen, aber selbst das tut mir schon gut. Außerdem habe ich gelernt, dass man sich fürs Alleinsein nicht schämen muss. Ich habe lange geglaubt, dass irgendwas mit mir nicht stimmt, aber mittlerweile habe ich so viele junge Leute kennengelernt, denen es ähnlich geht, und die sind alle so lustig, nett und umgänglich. Da habe ich gemerkt, dass das wohl ganz normal ist.*Name geändert.Folge VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.Notrufnummern für Suizidgefährdete bieten Hilfe für Personen, die an Suizid denken – oder sich Sorgen um einen nahestehenden Menschen machen. Die Nummer der Telefonseelsorge in Deutschland ist: 0800 111 0 111. Hier gibt es auch einen Chat. Trauernde Angehörige von Menschen, die Suizid begangen haben, finden bei Organisationen wie Agus Hilfe. Die Nummer der Telefonseelsorge in der Schweiz ist: 143. Hier gibt es auch einen Chat. In dieser Liste sind weitere Anlaufstellen für Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Schweiz aufgeführt. Die Nummer der Telefonseelsorge in Österreich ist: 142. Auch hier gibt es einen Chat. Trauernde Angehörige von Menschen, die Suizid begangen haben, finden in Österreich bei Organisationen wie SUPRA Hilfe.