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Thump-Interview

Kris Menace und Mr. Div im GIF-Kosmos—Neues Video zu „Nachtmondreiter“ und Interview

Das GIF auf einem ganz neuen künstlerischen Plateau: Mr. Div hat alle Albumtracks von Kris Menace animiert. Wir zeigen den neuesten Clip.

Bis zur Unendlichkeit, und dann nicht mehr weiter-sondern wieder von vorne: Seit seiner Vorstellung 1987 hat das Graphics Interchange Format-kurz: GIF-eine schwer vergleichbare Renaissance erlebt. Dank des Web 2.0 und besonders des Micoblogging-Dienstes Tumblr sind die animierten Bildchen omnipräsent und längst über den Status der Webseite-Baustellenbeschilderung hinausgewachsen.

Diese Entwicklung ist auch dem deutschen Produzenten Kris Menace nicht verborgen geblieben: Er tat sich für sein aktuelles Album The Entirety Of Matter mit dem amerikanischen Animationskünstler Matthew DiVito alias Mr. Div zusammen, der das Format GIF auf ein völlig neues, künstlerisches Plateau erhoben hat. Gemeinsam entstanden so Animationsfilme zum Kris Menace-Album, die die Cosmic-Disco-Produktionen des Rheinland-Pfälzers in die Weiten des Weltraums erweitern.

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Wir zeigen exklusiv das neue Video zu „Nachtmondreiter", Walter W. Wacht sprach mit beiden Künstlern über den Reiz an der Repetition und wie sich Musik und GIFs gegenseitig befruchten können.

THUMP: Kris, was hat dich an Mr. Divs Animationen gereizt? Wann bist du ihnen zum ersten Mal begegnet?
Kris Menace: Tatsächlich ist die Welt manchmal wirklich klein. Wir sind durch einen gemeinsamen Freund vorgestellt worden. Als ich Matts Arbeiten sah, arbeitete ich gerade an den ersten Titeln zu The Entirety Of Matter und ich muss gestehen, dass ich GIF-Animationen wirklich liebe. Am meisten, weil man sich-wie auch in der Musik-in wiederkehrenden Strukturen befindet, sodass man dieselben Einflüsse mehrfach wahrnimmt und somit viel mehr auf Einzelheiten achten kann. Eine in sich perfekt wiederholende Welt. Es hat sich dann schnell ergeben, dass Matt für die Tracks Animationen entwickelt.

Matthew, wie bist du die Video-Reihe für Kris Menace angegangen und wie entwickelte sich das grundlegende Thema der Videos?
Mr. Div: Als ich mich zum ersten Mal mit Kris über sein Album unterhielt, bekam ich den Eindruck, dass er sehr persönliche Themen mit viel größeren, existenzielleren Konzepten zu erforschen versuchte-der Albumtitel lautet ja auch The Entirety Of Matter [grob übersetzt: Die Gesamtheit an Materie]. Ich entschied mich also für eine kosmische Perspektive der Visuals und versuchte, diese mysteriösen Vorgänge im Universum zu imaginieren-alles hängt mit allem zusammen, im sowohl kleinsten als auch größten Maßstab.

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Wann hast du dich in GIFs als Medienform verliebt?
Vor einigen Jahren machte ich kurze, fünfsekündige Videos, experimentierte mit neuen Animationsgrafikstilen und -Techniken. Das war sehr bereichernd für mich, aber diese kurzen Videos eigneten sich nicht wirklich dafür, sie im Internet zu teilen. Gleichzeitig konnte ich aber auch nicht ignorieren, was für ein Trend sich auf Netzwerken wie Tumblr entwickelte, wo Leute ‚künstlerische' GIFs erstellten und teilten. Ich beschloss dann, es auch mal auszuprobieren-von da an ging's dann rund.

Wie erstellst du deine Animationen?
Ich fange in der Regel mit einer einfachen 3D-Animation an, das mache ich mit der Software Cinema 4D. Danach geht es in [Adobe] After Effects weiter, dort füge ich alle möglichen Nachbearbeitungs-Effekte, Filter und Texturen ein-bis ich auf etwas stoße, das annehmbar cool aussieht.

Du hast 2013 schon ein Video zu Aldo Aréchars „The Will be The Day" animiert. Wann hast du erkannt, dass Musik eine gute Verlängerung deiner GIFs sein könnte?
Als meine Arbeiten anfingen beliebt zu werden, stammte der Großteil der Nachrichten an mich von Musikern, die mit mir kollaborieren wollten-das war also das erste Indiz. Die Verbindung zwischen Musik und GIF-Animationen liegt aber recht nahe: die GIFs zugrunde liegende Wiederholung, das loopen teilen sich die Repetition, die auch Musik anhaftet. Darüber hinaus geht es bei Musik um Gefühle, mit meinem Animationsstil erforsche ich diese Gefühle auf abstrakte, experimentelle Art-das macht Spaß.

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Du, Kris, hast in der Vergangenheit auch mit Hexstatic kollaboriert, bei denen das visuelle Erlebnis ebenso im Mittelpunkt steht, wie die Musik. Was ist so reizvoll an den Bildwelten?
Kris Menace: In erster Linie suche ich mir Künstler, die sich mit diesem ‚perfekten Bild' in meinem Kopf vereinbaren lassen. Ich möchte nicht, dass weder ausschließlich das Visuelle noch die Musik im Vordergrund steht, sondern viel mehr zu einem Ganzen verschmelzen. Deshalb arbeitete ich auch sehr eng mit Hexstatic und Matt zusammen, teilte mit ihnen Gefühle, Geschichten, die ich mit meinen Aufnahmen verbunden habe, um das Konzept so authentisch als nur möglich umsetzten zu können.

Dein Album The Entirety Of Matter klingt wieder stark von Cosmic und Disco inspiriert-ähnlich wie man das in letzter Zeit auch von Künstlern wie Space Dimension Controller, Com Truise oder Todd Terje zu Ohren bekam. Woher kommt die Leidenschaft für Slow-Jams, die im Club ja eher selten zum Einsatz kommen?
Ich mache einfach nur das, was ich am besten kann. Mich inspirieren in erster Linie Sounds und Gefühle. Alles was ich im Studio produziere oder schreibe ist mit intensiven Gefühlen verbunden, die ich in Sounds umwandle. Manchmal ist es aber auch ein Sound, der ein Gefühl erzeugt, welches ich dann versuche umzusetzen. Ich arbeite viel mit der Transformation von visueller Vorstellung hin zu Sounds und umgekehrt. Letzten Endes kommt die Inspiration vom Leben selbst, dessen Eindrücke ich verarbeite und zu Tracks umwandle. Hierzu kommen natürlich noch die Einflüsse meiner Vergangenheit, Impressionen mit denen ich aufgewachsen bin und mich zu der Person machen, die ich bin. Mein Vater hat Disco-12"es gesammelt und ich selbst bin in meiner Jungend durch Serien und Filmen wie Miami Vice, Star Wars, Airwolf und Knight Rider beeinflusst worden. Die Ära der Synthesizer in den 80ern hat also deutlich Spuren hinterlassen-die zwar hinter mir liegen, aber dennoch Teil von mir sind.

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Einer von Kris' Tracks trägt den schönen Titel „The Only Constant is Change", wobei die einzige Konstante von GIFs ja eigentlich die Wiederholung ist. Ist das nicht ironisch? Wobei du ja wiederum mit deinen Animationen die Limitierungen des Mediums aufbrichst …
Mr. Div: Haha, naja, GIFs haben diese merkwürdige Magie an sich-schwer zu glauben, dass ein so altbackenes Dateiformat aus den späten 80ern im Jahr 2014 so dermaßen beliebt ist, aber so ist's eben! Ich kann natürlich nicht absehen, wie es um GIF-Animationen in zwanzig Jahren steht-aber ich freue mich darauf zu sehen, wohin die Reise geht.

Kris, dein nächste Album hast du auch schon in der Pipeline? Wann kommt's, wie wird es klingen?
Sun, Moon & Stars, das ich zusammen mit Simon Lord [bekannt von Simian, Justice, Black Ghost, Fake Blood] geschrieben habe. Es ist ein wunderschönes gefühlvolles Album, völlig losgelöst von reiner elektronischer Musik und die erste Veröffentlichung des neuen Projekts Menace & Lord, auf das wir uns in Zukunft konzentrieren werden.

Alle Videos aus der Menace / Mr. Div-Kollaboration findest du auf Kris Menaces YouTube-Kanal.

Kris Menace, The Entirety Of Matter, Compuphonic, CD / MP3

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