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Wir haben Leute gefragt, wie sie Party machen, wenn sie Liebeskummer haben

Herausgekommen ist der beinahe ultimative Guide zum Drüberhinwegkommen.

Der Sommer ist vorbei und du nüchterst schön langsam aus. Was bleibt, ist die bittere Realität—und die Tatsache, dass die Dame oder der Mann deines Herzens durch diese Realität auch gleich zur Vernunft gekommen ist. Und du weißt es auch selbst: Dass sie/er dich abserviert hat, ist vermutlich tatsächlich das Vernünftigste. Trotzdem tut es dir weh und du hast keinen Schimmer, wie du mit diesen neuen Gefühlen umgehen sollst?

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Wenn du eine Frau bist, habe ich direkt eine Erkenntnis für dich: Wir werden meistens nur aus einem einzigen Grund verlassen: Die Männer können nicht damit leben, dass wir zu gut für sie sind. Mindblowing, oder? Diese Tatsache—jetzt wo du sie kennst—ist eigentlich schon mal der erste Grund, ganz gediegen einen (oder dutzende) Shots mit den Besten kippen zu gehen.

Und als Mann würdest du jetzt wahrscheinlich auch gerne wieder am regen Nachtleben teilnehmen können, aber du hast Angst, dass euer gemeinsamer Super-Sommer-Love-Techhouse-Track dich zum Heulen bringen könnte, oder?

Don't panic! Denn natürlich könnte all das genau so und eben auch anders herum sein. Außerdem habe ich die kompetentesten Geschöpfe in meinem Bekanntenkreis gefragt, wie sie Party machen, wenn sie Liebeskummer haben. Also: Hier der Guide von Experten, extra für dich zum Nachmachen. Oder zum besser Nicht-Nachmachen.

Gabriel, 26

"Einfach einen mit den Homies zu kippen, ist mir zu Mainstream. Ich lasse mir von fremden Leuten in die Eier hauen, damit der physische Schmerz den psychischen neutralisiert. Bei jedem aufkommenden Gedanken bestelle ich einen Shot. Wenn dann die Realität wieder auf meine Schulter klopft, höre ich Chopins Nocture op.9 No.2., weil dieses Stück tiefer als jede Seele ist."

Gabriel hat auch eine Band, die Herz-Schmerz-Scheiben veröffentlicht.

Marlen, 26

Bildmontage, Steven Schwartz/CC BY 2.0

"Wenn ich Liebeskummer hab, versuch ich mir einen Ruck zu geben. Denn bevor sich meine Gedanken ständig nur ums Eine kreisen, raffe ich mich auf und ziehe meine Kreise lieber auf der Tanzfläche. Stimmungsaufheller jeglicher Art sind dann meist willkommener als mir lieb ist, im Glücksfall eine große Portion der besten Menschen. Wenn ich dann spür, dass ich zumindest von meinen Freunden noch immer geliebt und zumindest semi-verstanden werde, mir die miese Laune ausgetanzt hab, trau ich mich auch wieder, auf Unbekannte zuzugehen. Da erfreu mich dann daran, mit ihnen über mein letztes Jahr als Höhlenforscherin im Himalaya, mein großes Interesse für vegane Haifischsuppen oder die Zeit, als meine Eltern mich in Kambodscha vergaßen und ich von einem Esel aufgezogen wurde, zu plaudern. Je mehr Nonsense, desto besser—einfach weiter weg vom Scheißgefühl des momentan Realen. Und wenn ich dann jedem gezeigt habe, dass es mir eh gut geht und ich es sogar selber fast geglaubt hab, kann ich mich auch endlich die drei Tage im Bett verkriechen. Spätestens der Kater bringt die Depri wieder. Dabei am besten Rihanna hören. Weil Girl Power und Selbstmitleid."

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Severin, 25

"Party mache ich nach einer Trennung weniger. Ich schieß mich nicht weg und treffe Leute, die ich echt mag. Ich versuche auf Drogen zu verzichten, weil ich sonst in eine arge Depri-Spirale komme. Auf keinen Fall mache ich Party, wo schöne Menschen sind. Lieber in einer heruntergekommenen Kneipe saufen und Dankbarkeit erhalten, weil die Kellnerin sonst nie so gut getippt und behandelt wird, wenn sie einem eine einstürzende Schaumkrone hinstellt. Das tut gut."

Fredi, 24

Bildmontage, Steven Schwartz/CC BY 2.0

"Gott sei Dank kommt bei mir Liebeskummer nicht so oft vor, das letzte Mal vor drei Jahren. Da war ich ziemlich im Affekt und ich habe aus Trotz mit Typen geschmust. Und ich habe aus Trotz Wodka gesoffen. Das vorletzte Mal, als ich Liebeskummer hatte, war ich Zuhause, habe geweint und auch Wodka gesoffen. Es kommt also auf die Art des Kummers an: Wenn der Kummer das Ego schwächt, dann hilft männliche Aufmerksamkeit ungemein. Wenn der Kummer eher ernsthafte Muskelrisse verursacht, dann hilft nur das Abtöten mit Wodka.

So krank es klingt: Bis jetzt hat mir wildes durcheinander-Saufen und Durchfeiern geholfen. Sind zwar viele erbärmliche Abende dabei, aber ich bin der Meinung, dass man durch diese Erlebnisse und neuen Eindrücke schneller den Herzschmerz vergisst. Es gibt nichts, was einem besser die eigentlichen Probleme vergessen lässt, als neue Flirts, Fotos von sich selbst kotzend am Klo und solches Kopfweh, dass man das ganze Wochenende zu keiner Denkleistung fähig ist. Achtung: Unbedingt die beste Freundin aktivieren! Die Restfettdepression hält sich dann in Grenzen und kann sogar therapeutisch genutzt werden."

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Pascal*, 27

"Bei mir gab es ein einziges Mal eine Absturznacht—bei Matador in der Marx Halle, Wien. Das war auch eines der wenigen Male, bei dem ich mich bis zum nächsten Abend weggeschossen hab—nur, um über nichts Reales nachdenken zu müssen. Den Tag danach würde ich, wenn ich könnte, gern aus meinen Erinnerungen streichen. Aber eine generelle Antwort darauf, wie ich das bei Liebeskummer 'immer' mache, kann ich leider nicht geben. Weil, bis auf das eine Mal, mich kaum wieder etwas wirklich mitgenommen hat. Aber eines kann ich schon sagen: So wie in dieser Nacht würde ich es nicht wieder machen!"

Sophie, 19

Bildmontage, Steven Schwartz/CC BY 2.0

"Mit dem 'Liebeskummer-Ausgehen' hab ich aufgehört. So oft kam es bisher ja auch noch nicht vor, aber wenn, waren das dann diese bösen Filmriss-Nächte. Man erinnert sich zwar nicht an alles, aber man weiß, dass es beschissen war. Beziehungsweise, dass man selbst beschissen war, oder peinlich, oder anstrengend. Oder alles zusammen. Mittlerweile geh ich einfach in meine Stammkneipe und betäube alle schlechten Gefühle mit Shots. Viele Shots. Dort sind immer Leute, die mich zumindest ein bisschen aufheitern und selbst wenn nicht, sitz ich in meinem Eck und kann stänkern—ob in Gedanken oder irgendwann vom Alkohol ermutigt laut. Und wie gesagt: Shots."

Patrick, 27

"Wie ich Party mache dabei? Ich gehe fort und saufe mir einen an—auch, wenn ich Liebeskummer habe, weil daheim bleiben und weinen, ist für die Fische. Oder ich rede mit Freunden darüber. Gibt's aber auch nur zwei bis drei, mit denen ich so etwas besprechen würde. Einen Liebeskummer-Song hab ich keinen, ich höre immer Minimal-Techno."

Irena, 26

Bildmontage, Steven Schwartz/CC BY 2.0

"Instant den bewährten Ex-Affären ein freches, digitales 'Hey' hinterlassen. Sofortigst mit der Besten in eine Mall, zur Stärkung Pommes im Mäces essen, währenddessen übelst über den/die Verflossene ablästern. Und auch wenn die Beste weiß, dass es Frust ist, der da aus mir spricht, macht sie solidarisch mit. Danach irgendwas für den Fortgeh-Marathon finden. Schwarz wie die Laune und kurz, weil Ego geknickt. Zuhause wird selbstverständlich weiter gelästert. Nach drei Gläsern Muskateller spürt man sich auch wieder. Während fette Bässe durch die Wohnung dröhnen, stylen die Beste und ich uns. Der Look, ganz classy: Schlampe. Nach getaner Arbeit zieht es uns in die dunkle und mystische Welt des Technos. Einmal angekommen, beginnt indes die Ego-Pusherei. Berauscht von der Nacht, gehe ich hoffentlich mit einem überdimensional großen Cock nach Hause."

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Johannes*, 25

"Es kommt immer darauf an, wie stark dieses Gefühl gerade präsent ist und wie es mich dadurch einnimmt. Es gibt Nächte, wo es kaum bis gar nicht da ist und ich 'ganz normal' feiern kann. Allerdings kann das auch von einem Moment auf den anderen sehr schnell umschwanken und mich mit einem Mal komplett einnehmen beziehungsweise umklammern, sodass es mich nicht mehr loslässt. Vielleicht will ich manchmal auch gar nicht, dass es das tut. Es ist wie eine toxische Umarmung—im Grunde 'vergiftet' sie dich langsam, dennoch will man in ihrer verständnisvollen, fast wohltuenden Art und Weise, darin verweilen.

Um die auszulösen, braucht es nur 'ne kurze Erinnerung, ein bestimmter Geruch oder ein sonstiger Einfluss der Außenwelt oder von Personen. Oder ein Lied, das auf irgendeiner Weise mit dieser Person verbunden ist, eine bestimmte Passage oder Melodie. In solchen Situationen bin ich dann sehr in mich gekehrt und ruhig. Höre Gesprächen nur noch zu, ohne mich daran (aktiv) zu beteiligen. Versuche, mich so abzulenken, ohne wirklich abgelenkt werden zu wollen. Oder ich führe dann philosophische Gespräche zu zweit—aus partytechnischer Sicht meiner Freunde kann man mich wahrscheinlich eher zum Party machen vergessen."

*Name von der Redaktion geändert

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