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„Ich fühlte mich wieder lebendig und entschied mich deshalb dazu, ein ganzes Jahr lang nicht zu arbeiten. Die ersten drei Monate lief es dabei gar nicht mal so gut, weil ich immer wieder in alte Muster zurückfiel. Ich habe mich ständig gefragt, ob ich wirklich glücklich damit sein kann, nur herumzusitzen, während sich andere einen Job suchen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich diese Frage mit ja beantworten konnte. Inzwischen denke ich gar nicht mehr darüber nach, in mein altes Leben zurückzukehren."Auch die 31-jährige Elise wurde in ihrem Job nicht glücklich, fand dann aber zum Glück einen Kompromiss: „Seit acht Jahren arbeite ich mit Unterbrechungen im öffentlichen Bereich. Dazwischen kommen immer wieder Abschnitte der bezahlten Arbeitslosigkeit." Dazu muss man wissen, dass man in Frankreich nach dem Jobverlust für die Zeit, die man gearbeitet hat, gut 70 Prozent des alten Gehalts bekommt. Natürlich gibt es dafür aber auch gewisse Voraussetzungen: Zum einen muss man vorher mindestens 122 Tage angestellt gewesen sein und zum anderen darf man nicht wegen groben Fehlverhaltens gefeuert worden sein.Jetzt arbeitet Elise immer das Minimum an Tagen, um für die Arbeitslosenkompensation berechtigt zu sein, die 70 Prozent ihres normalen Gehalts entspricht. Wenn dieser Geldhahn dann wieder zugedreht wird, geht sie einfach wieder arbeiten. „Wenn ich meinem Umfeld davon erzähle, dass ich quasi nur arbeite, um bald wieder arbeitslos sein zu können, dann reagieren die Leute natürlich nicht gerade positiv." So sind ihre Eltern zum Beispiel der Meinung, dass Elise ihr Potenzial verschwendet. „Oftmals fühle ich mich schon stigmatisiert, wenn ich von meinem Karriereverlauf erzähle. Im Normalfall sind die Leute, die Vollzeit arbeiten, aber auch schon ein wenig neidisch auf mich."In der jüngsten Vergangenheit sind diverse Alternativen zum Konzept „Geld nur gegen Arbeit" immer populärer geworden. Das zeigen die Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen. Es wird wohl jedoch noch eine ganze Weile dauern, bevor sich die Gesellschaft von der Ansicht lösen kann, dass man nur Anspruch auf Geld hat, wenn man auch dafür arbeitet. Und so lange Geld die Welt regiert, wird man Benjamin, Vincent, Claire, Elise und andere Freigeister auch weiterhin als Schmarotzer ansehen.Motherboard: Schweizer entscheiden am 5. Juni über Einführung des Grundeinkommens