So viele Drogenkonsumenten werden zu Notfallpatienten

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Safer Use

So viele Drogenkonsumenten werden zu Notfallpatienten

Die Ergebnisse des neuen Global Drug Survey 2017 zeigen: Nur zu wissen, was in deiner Droge ist, reicht nicht.

Foto: Psychonaught / Wikimedia Commons / Public domain. Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP UK erschienen

Das Global Drug Survey ist eine seit 2014 jährlich erscheinende Studie und die weltgrößte Umfrage zum Drogenkonsum. Für die diesjährige Untersuchung wurden 150.000 Konsumenten aus der ganzen Welt zu ihrem Drogengebrauch befragt, 36.000 davon aus Deutschland. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass das menschliche Verhalten der größte Faktor bei körperlichen Schäden durch den Konsum von Ecstasy ist. Außerdem zeigt die Umfrage, dass die Zahl der Menschen, die nach der Einnahme von MDMA medizinische Notfallhilfe brauchen, gestiegen ist.

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So berichteten 1,2% der Ecstasy-Konsumenten, dass sie in den letzten zwölf Monaten medizinische Hilfe aufsuchten. Im Jahr zuvor waren es 0,8% und 2014 waren es 0,6%. Die Gesamtanzahl der Menschen, die in den Notaufnahmen dieser Welt endete, stieg allerdings.

Liegt das an den immer stärken werdenden Pillen? Nicht alleine. "Nur zu wissen, was in deiner Droge ist, reicht nicht", so Dr. Adam Winstock, der Leiter des Global Drug Survey im Gespräch mit THUMP. "Es kommt darauf an, was du tust, sobald du es weißt. Unserer Meinung nach ist die größte Variable bei Drogentoden das menschliche Verhalten."

Laut dem Autor der Studie zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Studie, dass das Risiko-Bewusstsein beim MDMA-Konsum in verschiedenen Regionen stark variiert. Das Land mit der höchsten Rate an Konsumenten, die medizinische Notfallhilfe brauchten, war Dänemark mit 2,5%, die niedrigste Rate hatte Italien mit 0,3% vorzuweisen.

In den USA lagen die Raten mit 0,7% unter dem weltweiten Durchschnitt, allerdings stiegen sie im Vergleich zu den Vorjahren (0,5% im Jahr 2016 und 0,4% im Jahr 2015) deutlich an. Für Deutschland sind leider keine Zahlen in dieser Kategorie angegeben worden.

Frauen erleiden öfter Schäden, obwohl sie im Schnitt verantwortungsbewusster konsumieren

In Großbritannien sank der Anteil an Konsumenten, die Nothilfe brauchen, von 1,2% auf 0,8%. Winstock führt diesen Rückgang auf eine bessere Aufklärung zurück. "Die rückläufige Entwicklung in Großbritannien ist eine gute Nachricht", sagt er. "Ich gehe davon aus, dass es damit zusammenhängt, dass Menschen in Großbritannien sicherer und bewusster konsumieren."

Die Studie fand heraus, dass durchschnittlich 60% der Konsumenten aus der ganzen Welt erst mal eine niedriger "Testdosi" einnehmen, wenn sie neue Chargen an Pillen oder Pulver kaufen. Damit machen sie genau das, was Drogenexperten wie Prof. David Nutt zur Minimierung des Risikos körperlicher Schäden empfehlen: Mit einer geringen Dosis beginnen und warten, bis die Wirkung einsetzt. Alter und Geschlecht beeinflussen jedoch laut den Ergebnissen des Global Drug Survey das Risikoverhalten von Ecstasy-Konsumenten. So nahmen Frauen über 25 Jahre 1,3 Mal häufiger eine Testdosis ein als Männer unter 25.

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Winstock wiederholte die bekannte Safer-Use-Regel dennoch zur Sicherheit: "Teste die Dosierung einer neuen Charge, indem du eine geringe Menge eines neuen Pulvers beziehungsweise ein Viertel oder die Hälfte einer neuen Pille nimmst und mindestens zwei Stunden wartest, bevor du mehr einnimmst – drei Stunden sind sogar noch besser. Betrink dich nicht, bevor du mit der Dosierung beginnst (und anschließend auch nicht) und nimm gar nichts ein, wenn du dich nicht gut fühlst. Heb es für einen anderen Tag auf."


Aus dem VICE-Netzwerk: Die Wahrheit über Ecstasy:


Zu den Ergebnissen der Befragung gehört auch, dass junge Frauen wesentlich häufiger medizinische Notfallhilfe nach dem MDMA-Konsum in Anspruch nehmen. Die durchschnittliche Rate aller Menschen, die medizinische Notfallhilfe aufsuchte, beträgt 1,2%, bei Frauen unter 25 waren es jedoch 2,2%.

Das bestätigt vorherige Untersuchungen des Global Drug Survey aus dem November, in denen darauf hingewiesen wurde, dass MDMA für Frauen ein größeres Risiko darstellt als für Männer. Die Studie aus dem letzten Jahr fand heraus, dass Frauen nach der Einnahme von Ecstasy zwei bis drei Mal so oft in Notaufnahmen landen wie Männer, wahrscheinlich weil die Drogen mit den weiblichen Hormonen anders interagieren als mit den männlichen.

Die diesjährige Umfrage ergab auch, dass MDMA in den meisten Fällen beim Feiern konsumiert wird. Die höchste Prozentzahl an Konsumenten (35%) nimmt es in einem Club, 27% nehmen es bei einem Festival und nur 2% berichteten, dass sie MDMA alleine zu Hause nehmen.

"Wir glauben, dass Leute, die Drogen nehmen, Zugang zu frühzeitigen, präzisen Informationen über die Zusammensetzung ihrer Drogen haben sollten", so Winstock. "Es sollte mehr darauf geachtet werden, Konsumenten ehrliche Informationen zur Minimierung körperlicher Schäden zur Verfügung zu stellen. Gesetze, die Clubs, Veranstaltungsorte und andere Treffpunkte für junge Menschen davon abhalten, wichtige und lebensrettende Informationen zu erhalten, müssen überarbeitet werden."

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