Promofoto: Christian Belgaux
Musik kann eine nerdige Angelegenheit sein. So eingängig und unbeschwert Clubmusik oft auch klingen mag, dahinter steckt in der Regel lange Studioarbeit—die bestenfalls weit über den Laptop-Monitor hinaus ging. Der norwegische Produzent Todd Terje macht aus seiner Leidenschaft für Studioequipment keinen Hehl—er trägt sie vielmehr stolz vor sich her.Mit dem Blog Let's Nerd hatte sich Terje schon vor drei Jahren eine Spielwiese eröffnet, auf der er mit anderen Musikern über Synths und so sprach. „Everything you always wanted to know about hex, but were afraid to ask", lautet der Untertitel der Nerdplattform, auf der bis zum heutigen Stand zwar nur James Murphy (DFA Records), Morgan Geist (Metro Area) und Andy Meecham (Emperor Machine) zum Studiobetrieb interviewt wurden—aber verwunderlich ist der Stillstand nun auch nicht wieder. 2011 war schließlich ein großes Jahr für Todd Terje.Mit seiner EP It's The Arps veröffentlichte er damals eine quasi Synth-Konzept-Platte—dazu im weiteren Verlauf mehr. Was ihn auf Trab hielt war der anhaltende Erfolg des auf der EP enthaltenen Tracks „Inspector Norse", der in nahezu jedem Club, auf jedem Festival, in jedem Mix gespielt wurde. Subkulturelle Omnipräsenz mit einem Cosmic-Italo-Disco-Überhit, dessen sich Terje bis heute nicht verwehren kann: Zum Abschluss seiner Live-Sets dürfen alle dazu nochmal die Arme hochreißen, auch auf seinem Debütalbum It's Album Time hat „Inspector Norse" den letzten Auftritt.Auch auf It's Album Time perlt wieder Ekstase aus allen Stücken, frönt Terje seiner Leidenschaft für Cosmic-Disco, für Funkmusik und Krautpop. Ausschließlich instrumental, abgesehen von „Johnny And Mary"—einem Klassiker von Robert Palmer, hier von der Norwegerin Hanne Hukkelberg und dem Elder Statesman des Pop Bryan Ferry eingesungen—die Roxy Music-Legende und Terje verbindet eine mehrjährige Freundschaft.In der Tradition von Let's Nerd verschaffen wir uns im Folgenden einen Überblick über das gesamte verwandte Instrumentarium—It's Album Credit Time!Der ARP 2600 stand schon im Zentrum von Todd Terjes spektakulärer It's The Arps-EP von 2011. Alle Klänge der vier Stücke entstanden auf diesem Synthesizer, auf dem Album wiederholter Terje dieses Prinzip—woraus sich einerseits der unverkennbarer Sound von EP und Album erklären, aber was andererseits auch zeigt, wie vielfältig man mit diesem analogen, monophonen semi-modularen Synthesizer umgehen kann. Klaus Schulze und Jean-Michel Jahre schwören seit den Siebzigern auf dieses Produkt aus dem Hause ARP Instruments. Zu hören in: allen Terje-Stücken.Der Analog-Synthesizer ARP Odyssey wurde erstmals 1972 vorgestellt—als Reaktion auf den großen Erfolg der Minimoogs. Der ARP 2600 sollte tragbarer, beweglicher werden—und der Odyssey wurde gleich zum Kassenschlager. Zu hören u.a. in: „Preben Goes To Acapulco"Kleine Kiste, große Wirkung! Das Rhythmusgerät BOSS „Dr. Rhythm" DR-55 verzichtet auf Presets, bietet aber Platz für sechs eigene Patterns zu 16 und zwei zu 12 Steps—4/4- und 3/4-Takte. Mit dem drehbaren Regler lässt sich der Rhythmus noch einmal variieren. Heute etwas veraltet, zur Produktvorstellung 1979 war der Doktor aber Boss—der erste seriell hergestellte, programmierbare Rhythmusgenerator für das kleine Budget. Zu hören u.a. in: „Delorean Dynamite"Diese Orgel von Eminent sieht schon aus wie die Schaltzentrale eines Raumschiffs—jedenfalls so, wie man es sich wohl 1978 vorgestellt hat. Jean-Michel Jahre spielte auf der Eminent 310, aber hier sind die Streicher identisch. Basspedale, Lautstärkenreglung per Fußpedal, dazu die ganze Bandbreite an Orchester- und Drum-Instrumentierung … Dieses Monster sieht man heutzutage eher selten im Verkauf. Wobei Todd seine Orgel kürzlich zum Verkauf angeboten hat. Zu hören in: „Oh Joy"Die deutsche Firma Hohner entwarf in den Siebzigern dieses elektro-mechanische Tasteninstrument, das vor allem Stevie Wonder und Steely Dan begeisterte. Es ähnelte klanglich dem Cembalo, hatte aber auch einen gewissen Twang. Das D6 fand die weiteste Verbreitung—wohl auch durch den Erfolg in der florierenden Funk- und Soulmusik. Zu hören u.a. in: „Alfonso Muskedunder"Der Linn Drum Expander MK II wurde Anfang der Achtziger bei Linn Electronics Inc. entwickelt. Der LM-2 war nur eine ihrer digitalen Drummaschinen, wahrscheinlich die populärste. Auf dem verbauten Chip waren 8-Bit-Samples echter Schlagzeugklänge untergebracht. Per Mikroprozessor steuerte der Sequenzer die Klangwiedergabe, das Ding war programmierbar. Der MK II vereinte schließlich alle Klänge des Linn LM-1 und LM-2 samt einiger Bonussounds. Zu hören u.a. in: „Johnny And Mary"„Schlagzwerg", alleine schon das Wort. Der von der Berliner Firma MFB hergestellte, semimodulare Drumcomputer bietet rein analoge Klangerzeugung. Untergebracht sind Drumsounds, Mixer, CV/Gate-Sequenzer und ein MIDI-Interface. Dabei ist man so flexibel wie auf einem Modularsystems, nur im kleinen Gehäuse—mind the Name! Zu hören in: „Johnny And Mary"Mit dem SH-5 gelang Roland wohl ein Klassiker in Sachen Analogsynthesizer: nicht gerade sehr transportabel (wobei: die Abdeckung in Form eines Koffers wurde gleich mitgeliefert), aber andererseits einer der besten monophonen Synths am Markt. 44 Tasten in ein Flightcase eingelassen, zwei VCOs, Bandpass-Filter, ach, … Seiner Zeit war dieses Gerät schon zur Markteinführung 1976 voraus. Zu hören in: „Oh Joy"Ein Klavier. 1976 startete Yamaha die Produktion elektrischer und elektronischer Pianos, in den Achtzigern entwickelte sich der Yamaha DX7 zum Liebling unter den digitalen Synthesizern. Auf welche Tasten Todd Terje bei der Albumproduktion genau hackte, ist leider nicht überliefert. Zu hören u.a. in „Svensk Sås"Der TR-808 Rhythm Composer ist die analoge Drum Machine. Darüber muss man nun wirklich keine Worte mehr verlieren—Hardware als Popkulturikone, die man Dank Hobnox sogar im Browser spielen kann. Zu hören u.a. in „Delorean Dynamite"Simba-Trompeten haben nicht den besten Ruf, jedenfalls gehen die Meinungen dazu weit auseinander. Ob das an der chinesischen Herkunft liegt? Und wir sprechen hier nicht von den Spielzeugprodukten, sondern von echten Blechbläsern! Zu hören in „Intro (It's Album Time)"Der JP-4 wurde von Roland zwischen 1978 und 1981 hergestellt. Der analoge Synthesizer war Rolands erster in sich geschlossener, polyphoner Synth und zum Launch 1978 technisch ganz weit vorne—und lag in Sachen Preis auch noch einige Scheine unter den Konkurrenzprodukten. Vier Stimmen mit VCO, VCF, VCA und zwei Hüllkurven, einen Arpeggiator, eine Controller-Sektion, einige Presets und freie Programmspeicher lieferte der JP-4. Nur für gutes Design war dann doch kein Geld mehr da. Zu hören u.a. in „Strandbar"Auf in die Software. Mit der U-he Diva lassen sich die Eigenschaften von Synths aus Moog-, Roland Juno-, Korg-Hardware am Bildschirm vereinen—„DIVA" ist dann auch ein das treffendes Akronym für Dinosaur Impersonating Virtual Analogue. Die großen Synthesizer, harmonisch am Bildschirm versammelt. Zu hören u.a. in „Delorean Dynamite"LASS aus dem Hause Audiobro wird auch von Produzentenlegende Trevor Horn eingesetzt: Unzählige Streicher in allen Variationen bietet diese Streicherbibliothek. Zu hören u.a. in „Leisure Suit Preben"Das Cembalo für den Heimcomputer? Bietet RetroMagix' Harpsichord NKI Sample-Library für Kontakt—auch wenn dieser Screenshot etwas anderes suggeriert. Zu hören in: „Leisure Suit Preben"Eingespielt in den Abbey Road-Studios auf historischem Equipment bietet diese Sampling-Library alles für eine wohlakzentuierte Vintage-Produktion. Zu hören u.a. in „Alfonso Muksedunder"Seit 1833 haben C. F. Martin & Co. ihre Akustikgitarren immer weiter verfeinert. Wie auch beim Yamaha und Samba ist das genaue Modell nicht bekannt. Zu hören u.a. in: „Leisure Suite Preben"Ein politisch nicht korrekter Witz am Rande: die Stratocaster, das E-Gitarrenerfolgsmodell von Fender seit 1954, wird natürlich auch in Mexiko produziert. Spitzname: Tacocaster. Zu hören in: „Delorean Dynamite"Als einer der größten Hersteller von Percussion- und Schlagwerk-Instrumenten hat die niederländische Firma Adams natürlich auch ein Vibraphon im Sortiment. Die Klangplatten des Vibraphons bestehen aus Metall—statt aus Holz, wie bei der Marimba. Der Klang ist deshalb auch kalt und metallisch, angeschlagen wird das Instrument mit garnumwickelten Gummikopf-Schlägeln. Zu hören in: „Leisure Suite Preben"Auf dem Omnichord von Suzuki Musical Instruments spielt Mr. Bryan Ferry persönlich. Seit 1981 wird das Tastengerät hergestellt und funktioniert ähnlich wie eine Zither—nur eben elektronisch. Es lässt sich spielen wie eine Gitarre und wurde hierzulande vor allem von Trio populär gemacht. Zu hören in: „Johnny And Mary"Todd Terje, It's Album Time, Olsen Records, Vinyl / CD / MP3Folgt Walter auf Twitter: @wwwacht**Folgt THUMP auf Facebook und Twitter.
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