Major Lazer: „Wer uns für Sexisten hält, war noch nie in einem Club“

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Interview

Major Lazer: „Wer uns für Sexisten hält, war noch nie in einem Club“

Wir mögen und respektieren Frauen, ehrlich gesagt mögen wir Frauen sogar noch mehr als Männer.

Das aktuelle Major Lazer-Album Peace is the Mission steht gerade auf Nummer 1 der US-Elektrocharts, Pitchfork vergibt eine solide 7.4 und die Spex hat es mehr oder weniger verrissen. Diplo scheint also mit dem dritten Album und den neuen Verbündeten Walshy Fire und Jillionaire endlich in der Pop-Welt angekommen zu sein. Wir haben die drei auf ein kurzes Interview getroffen und sie ein bisschen zur neuen Platte befragt:

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Thump: Hallo zusammen, wie geht's?
Walshy Fire: Gut (dreht sich zu Diplo). Typisch deutsch, diese Leute hier sind freundlich, aber die Freundlichkeit hat immer einen Haken.
Diplo: Ja genau, was hast du mit uns vor?
Walshy Fire: Genau! Wo ist dein Haken, Mann?
Diplo: Schönes Cap hast du da!

Danke. Aber neues Album Peace Is The Mission ist aber auch nicht schlecht. Am meisten mag ich die Kollaboration mit Mø. Wo habt ihr sie zum ersten Mal getroffen?
Walshy Fire: Das war in Amsterdam. Sie hat uns nach einer Show dort angesprochen. Wir sind dann ziemlich schnell bei ihr im Studio gelandet und haben ihren Song XXX 88 mitproduziert.
Diplo: Sie hat uns benutzt.

Hat Ellifant euch auch benutzt? Warum habt ihr für Euer Album gleich zwei Skandinavierinnen dazugeholt?
Jillionaire: Also es ist so: Es gibt ja diese Swedish House Mafia, und wir haben versucht, so etwas wie die Swedish Reggae Mafia zu werden.
Walshy Fire: Swedish Reggae Mafia, ja genau.
Diplo: Mø hat einfach eine Wahnsinns-Stimme und sie ist auch eine ziemlich gute Songwriterin, wir haben schon einige Songs mit ihr zusammen geschrieben. „All My Love" ist zum Beispiel von ihr. Und Ellifant musst du einfach lieben, sie hat genau die richtige Einstellung zum Leben.

Und ihr? Außer Snoop Dogg fällt mir gerade niemand ein, der sich selbst als reinen Spaßmusiker versteht und dabei so cool bleibt. Wie macht ihr das?
Diplo: Wir nehmen uns selbst nicht so ernst. Das ist das ganze Geheimnis.
Walshy Fire: Und wir schlafen nicht. Ich zum Beispiel habe schon seit drei Tagen nicht mehr geschlafen. Heute früh war ich so müde, dass ich mir das heiße Wasser für den Grüntee über die Hand geschüttet habe. Scheiße war das heiß. Schau mal, das Wasser ist jetzt immer noch so heiß.

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Dann habt ihr ja viel Zeit zum Musikhören. Was hört ihr euch selbst an? Wer hat euch für euer neues Album inspiriert?
Jamillionaire: Schon klar, jetzt fragst du uns nach unseren Einflüssen und dann nimmst du dir die Einflüsse und machst selbst ein Album, ne? Nein Mann! Nicht mit uns!

Alles klar, ok gut, dann vielleicht andersrum: Welche neuen Bands und Künstler bekommen aus eurer Sicht zu wenig Aufmerksamkeit?
Diplo: Naja, die Flumes und die Kygos kennen ja inzwischen schon sehr viele Leute. Ich mag aber zum Beispiel auch noch Leute wie Jr. Blender aus Hamburg, KickRaux, Unlike Pluto, Happy Colors, Schlachthofbronx, und dann kannst du einfach mal alles von Mad Decent dazunehmen. Was sind deine Einflüsse?

Siriusmo mag ich zum Beispiel sehr, und Modeselektor …
Diplo (zu Walshy Fire): Ja natürlich, er ist Deutscher, deshalb muss er natürlich Modeselektor in seine Liste packen, war ja wieder klar.
Jamillionaire: Und jetzt kommt gleich Kraftwerk, oder? Komm sag's schon! „Auch Kraftwerk haben mich inspiriert"

Nein, geht so. Wie findet ihr Kraftwerk?
Diplo: Kraftwerk sind der Ursprung von allem, was wir gerade tun. Dieser Beat (lehnt sich zurück, fängt an zu piepsen und imitiert gleichzeitig einen Breakbeat) den haben die erfunden. Und Bambaataa hat den dann aufgenommen in seinen Track Planet Rock, dann kam 69 Boyz aus Miami, der das für Buddy Buddy weiterentwickelt hat und so weiter.

Hmm, Kraftwerk machen jetzt aber auch schon seit 30 Jahren dasselbe, oder?
Diplo: Ja klar. Jetzt sind die durch, erledigt (lacht). Aber darum geht's nicht. Wir sind froh über das, was sie in den Achzigern gemacht haben. Diese Band hat mich beeinflusst, wie kaum eine andere. In der Musik, die jetzt neu ist, kannst du immer noch das Echo von Kraftwerk hören. Krautrock mag ich auch, Amon Düül, ein bisschen Can, Tago Mago ist Wahnsinn!

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Oh—das ist schon ziemlich viel gute Musik in sehr kurzer Zeit, die ihr uns da empfehlt. Hören wir uns alles mal an. Vielen Dank für das Gespräch!
Walshy Fire: Was?! Nein Mann, so läuft das nicht. So wird ein Interview nicht beendet.
Jamillionaire: Ja genau! Du musst so lange Fragen stellen, bis unsere Managerin zu dir kommt und dich bittet, damit aufzuhören. Dann sagst du ihr, dass du unbedingt noch eine letzte Frage stellen musst—und dann, erst dann, ist das Interview beendet.
Diplo: Richtig. Also wir haben unserer Managerin jetzt das geheime Zeichen gegeben und du hast noch eine Frage.
Walshy Fire: Ja, Mann, was ist deine letzte Frage!

Es gibt ja ein paar Leute, die euch als Sexisten bezeichnen, was haltet ihr davon?
Diplo: Wer behauptet das?

Na ja, es gibt da schon ein paar Zitate, sogar von Prominenten …
Diplo: … die offensichtlich noch nie in einem Club waren!
Walshy Fire: Also, wir machen wirklich nichts Verrücktes, wenn du das mal mit dem vergleichst, was da draußen wirklich passiert. Wir geben, sehr abgeschwächt, die Wirklichkeit auf den Straßen wieder.
Diplo: Ich glaub auch nicht, dass diese Leute einen Instagram-Account haben, die brauchen da doch nur ein bisschen rauf- und runterzuscrollen, was sie dort sehen, ist zehnmal so schlimm. Kennst du Snapchat? Schau dich mal ein bisschen in Snapchat um, und du wirst staunen, was da los ist … was wir machen, ist FSK 12. Und was was Sexismus angeht: Wir mögen und respektieren Frauen, ehrlich gesagt mögen wir Frauen sogar noch mehr als Männer.

Ok, dann ist das ja jetzt geklärt. Vielen Dank für das Gespräch und schönen Tag noch!
Walshy Fire: Ja, dir auch. Gute letzte Frage.

Peace Is The Mission ist am 29. Mai bei Warner erschienen. Hier könnt ihr es bestellen.