Einmal Himmel und zurück: Was ich beim ersten DJ-Set in der Schwerelosigkeit erlebte

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Einmal Himmel und zurück: Was ich beim ersten DJ-Set in der Schwerelosigkeit erlebte

In 9.000 Metern Höhe warteten wir auf den Drop.

Ich schaue auf mein Handy; es ist 5.03 Uhr morgens. Ich ziehe einen dicken Vorhang zur Seite und die Stadt entfaltet sich vor mir als fast endlos und beinahe undefinierbare Weite. Ich dusche. Wechsle meine Kleidung. Nehme den Lift aus dem 28. Stock. Im ganzen Gebäude hängt die unangenehme Süße von Lufterfrischer in der Luft. Ein Song von Jason Derulo streitet sich mit dem ununterbrochenen Rasseln der Glücksspielautomaten um die klangliche Vorherrschaft. Croupiers sitzen in nachdenklicher Ruhe da, dazu verdammt, den Rauch starker Zigaretten zu atmen und den Geruch verschütteter Drinks zu riechen.

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Noch im Halbschlaf und auf der Suche nach Trost, den nur schlechter Instant-Hotel-Kaffee bieten kann, bahne ich mir meinen Weg durch das riesige SLS Hotel in Las Vegas. Mit meiner Trainingshose und dem billigen T-Shirt werde ich vom Team des High-Roller-Rooms bewusst ignoriert, soweit man in einem Casino in so einer stark überwachten Stadt wie Las Vegas ignoriert werden kann. In ein paar Stunden, so denke ich mir, während ich in den hoffentlich richtigen Lift steige, werde ich etwas erleben, das 99,9999% der Welt noch nie erlebt haben. Und das macht mich recht nervös.

Der Grund, warum ich anschließend zehn Stunden und 8.000 Kilometer weit entfernt von zu Hause in einer Garderobe sitze, ist einfach: In wenigen Stunden findet das erste DJ-Set in der Schwerelosigkeit statt. Und ich? Bin dort, um es zu erleben. In einem Flugzeug. Schwebend. Über der Mojave-Wüste.

Der sehr ambitioniert frühe Flug ist das Ergebnis extrem harter Arbeit eines Teams, das durch einen Spirituosenhersteller zusammengestellt wurde. Ein paar glückliche Ausgewählte aus der ganzen Welt wurden von ihnen eingeladen, um für ein Event namens Bass Drop einige Tage an der amerikanischen Westküste zu verbringen. Ob Wissenschaftler wie Robert Alexander, Stylisten, Filmemachern oder Piloten, sie alle waren für etwas zusammengekommen, was sie noch nie zuvor gemacht hatten. Und das—so dachten sich wohl alle in der merkwürdigen Stille dieses unglaublich frühen Morgens—würde hoffentlich gut werden.

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Auch das Umstyling, dem ich unterzogen werde, verläuft recht harmlos. Aus irgendeinem Grund werde ich in eine Art problematischen High-School-Football-Actionheld verwandelt.

Ich sitze benebelt auf einem Stuhl und schaue auf Kleidung, die aussieht, als würde sie in den VIP-Bereich des Studio 54 gehören und nicht in die Kabine einer Boeing 727. Ich fange an, mir Gedanken zu machen. Was, wenn ich—anders als die coolen, ruhigen und entspannten Leute aus dem Einführungsvideo, das wir uns alle zusammen um einen Swimmingpool sitzend angesehen hatten—alles vollkotze? Was, wenn ich mir, anstatt fröhlich durchs Flugzeug zu schweben, als würde ich nichts Anderes machen, den Hals brechen? Was, wenn—und das war die beängstigendste Aussicht überhaupt—es nicht so verdammt großartig wird, wie es sein sollte, wenn man in der Schwerelosigkeit ein DJ-Set erlebt?

Zum Glück bleibt mir nicht mehr besonders viel Zeit, um mir all diese Szenarios weiter auszumalen. Peter, eine Noise-Musiker, Künstler und Stylist aus Berlin, nimmt mein Handgelenk, mustert mich von Kopf bis Fuß und drückt mir eine mit Pailletten besetzte Jacke in die Hand.

"Das hier", sagt er.

"Bist du sicher", frage ich.

"Absolut. Probier es an. Oh ja, und die hier. Ja, die hier auch, bitte."

Peter reicht mir ein paar dicke, rote Fußballsocken. Ich war noch glimpflich davon gekommen. Später wird Peter mir beichten, dass er meine Angst hatte spüren können—was mich vor den goldenen Outfits bewahrte, in die die meisten anderen Mitreisenden gesteckt wurden.

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Ich hingegen wurde in eine Art problematischen High-School-Fußball-Actionheld verwandelt. Mein geröteter Hals lässt mich außerdem wie einen schmerzhaft sonnenverbrannten Touristen aussehen; ich werde mit einer Art Fitbit-Smartwatch ausgestattet und gebeten, in einen anderen Raum zu gehen, in dem ein Trampolin und eine Zeitlupenkamera auf mich warten. Ich erinnere mich selbst daran, dass ich an einem Dienstagmorgen in Las Vegas bin—und nicht im Büro—, und mache, was man mir sagt. Unten siehst du, wie ich aussehe, wenn ich komisch auf einem Trampolin herumhüpfe—wie jemand, der gerade schwer gegessen hat, oder wie ein unmaskierter Darth Vader, oder wie Shaun Ryder nach einer langen Woche.

Lieber Leser, ich habe es für dich getan.

Anschließend ist es an der Zeit, in einen Bus zu steigen, der den weltbekannten Vegas-Strip entlangfährt. Wir alle—insgesamt ungefähr 30 Leute—bestaunen den Prunk allererster Güte, der sich links und rechts des Busses erstreckt. "Schau, da ist das Bellagio!" "Da ist das Venetian!" "Oh wow, ist das das Trump Hotel Las Vegas?" "Darauf kannst du wetten!" Überall Margarita-Bars und Vergnügen. Tja, zumindest für alle von uns bis auf Ralf Schmerberg, den deutschen Regisseur, dessen Aufgabe es ist, die vier Flüge in der Schwerelosigkeit, die über zwei Tage stattfinden sollten, zu Kunst zu machen.

Ralf nimmt seine Aufgabe sehr ernst und das mit einer teutonischen Effizienz, die du dir nicht ausdenken könntest. Eine digitale Spiegelreflexkamera wird mit einer Ernsthaftigkeit geschwenkt, die man sonst nur in Kriegsgebieten findet. Wir werden zum Schweigen gebracht; uns allen wird Ehrfurcht und Angst eingeträufelt. "Schaut mich nicht an", so Ralf, der sicher stellt, dass er die uneingeschränkte und vollständige Aufmerksamkeit von allen bekommt. "Wenn ihr diesen Moment der außerweltlichen Begeisterung spürt, dann will ich nicht, dass ihr mich anseht. Jeder, der mich ansieht, ist raus."

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Mit diesen Worten im Ohr finden wir uns im Business-Bereich des McCarren-Flughafens ein, wo unser Flugzeug geduldig auf uns wartet. Im Gänsemarsch hüpfen wir durch den Hintereingang hinein, wie Soldaten, die bereit sind, sich per Fallschirm in einen tiefen, dichten Dschungel zu stürzen. Wir setzen uns auf unsere Sitze und wie auf einem normalen Linienflug sitzen wir während der Sicherheitshinweise still da. Man spürt, dass uns in diesem Moment allen klar wird, dass das hier kein normaler Linienflug werden würde. Als wir dort, wo eigentlich die restlichen Sitze sein sollten, die beiden Decks und die beiden riesigen Lautsprecherpaare erblicken sowie die fehlenden Fenster und die pechschwarze Polsterung, wird uns klar: Das hier ist ein Club.

Bevor ich die nun folgende Erfahrung im Detail schildere, hier ein paar wissenschaftliche Hintergrundinformationen. Die Ausflüge in die Schwerelosigkeit, die von Zero G angeboten werden, basieren auf dem sogenannten Parabelflug. Bei einem Parabelflug fliegt ein Flugzeug im Prinzip in extremem Winkel in die Höhe, erreicht ein Plateau und fliegt dann wieder sofort steil nach unten. Dieser Vorgang erschafft ein Gefühl echter Schwerelosigkeit. Ich war in der Schule nicht sonderlich gut in Naturwissenschaften, also habe ich viele Details, wie das möglich gemacht wird, bereits wieder vergessen. Auch der Wikipedia-Eintrag hat nur unschöne Erinnerungen an verregnete Dienstagnachmittage im November hervorgerufen, an denen ich vergeblich versucht habe, bei Tests zu schummeln.

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Ich schaue nach links und sehe eine Person, die die Teilnahme in einem Gewinnspiel gewonnen hat und etwas grau anläuft. "Behalt ihn im Auge", denke ich mir.

Ich sehe mich im Flugzeug um und mein Blick fällt auf den Typen, der die Aufgabe hat, diesen und die nachfolgenden Flüge musikalisch zu begleiten: Mike Cervello. Cervello ist ein DJ aus Amsterdam, der Großraum-EDM spielt und produziert, der sich irgendwo zwischen Skrillex und London on da Track bewegt. Während alle anderen an Bord so aussehen, als müssten sie gleich mit verbundenen Augen und Boxhandschuhen eine Arthroskopie durchführen, sitzt Cervello seelenruhig dort und wartet geduldig auf das Signal, das für ihn bedeutet: "Du sollst ein besonderes DJ-Set in der Schwerelosigkeit spielen und wenn du es auch nur ein bisschen versaust, dann werden viele Leute sehr, sehr verärgert sein, also bitte, bitte, bitte, versau es nicht auch nur ein bisschen." Mike Cervello sieht nicht aus wie ein Mann, der jemals irgendwas versaut hat.

Cervellos basslastiger Sound passte perfekt zum Projekt und auch wenn seine charakteristische Art von pompöser Dance-Musik nicht das ist, was ich sonst so hören würde, ergab sie dort oben, 9.000 Meter über der echten Welt, irgendwie Sinn. Schließlich ging es um den reinen, unverfälschten Bass; darum, was mit unseren Herzen und Köpfen passiert, wenn wir den Bass-Drop spüren, während wir wie schwerelose Kinder umherschweben. Da wäre es wahrscheinlich nicht sonderlich schlau gewesen, Larry Heard oder Sassy J zu buchen. Das wusste auch Mike Cervello. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er war bereit. Die Mannschaft war bereit. Und wir, so nahm ich an, waren auch bereit.

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Kurze Zeit später liege ich auf dem Rücken im Flugzeug—starre an die Decke, wie mir gesagt wurde—und bereite mich darauf vor zu schweben. Die Musik setzt ein und wird lauter, das Flugzeug fühlt sich auf einmal komisch an. Die Kombination aus den Lichtern, dem Klang und der körperlichen Verwirrung erinnern mich daran wie es ist, nach einer durchfeierten Nacht im Bett zu liegen—der Körper voll mit was auch immer, chemische Reaktionen ohne Ende—und ich fühle mich merklich seltsam. Ich schaue nach links und sehe eine Person, die die Teilnahme in einem Gewinnspiel gewonnen hat—einen ziemlich übermütigen Gewinner, den ich die ganze Woche über nie ohne Bier und Zigarette in der Hand gesehen habe—und etwas grau anläuft. "Behalt ihn im Auge", denke ich mir.

Eine Stimme aus der Lautsprecheranlage holt mich zurück in eine Art von Realität. "In dreißig Sekunden kommt der erste Sturz. Ihr werdet Schwerkraft wie auf dem Mars erleben. Ich wiederhole, ihr werdet Schwerkraft wie auf dem Mars erleben."

Dreißig Sekunden später erleben wir Schwerkraft wie auf dem Mars. Mars-Schwerkraft fühlt sich merkwürdig an. Du bist dir deiner eigenen Körperlichkeit sehr bewusst—ein Fleischklumpen in einem Flugzeug zu sein—gleichzeitig gibt es allerdings einen subtilen Unterschied. Die Dinge fühlen sich leichter an. Viel leichter. Wir drehen uns ohne Anstrengung um und fangen alle an Liegestütze zu machen. Auf der traurigen und mühsamen Erde schaffe ich nicht einmal einen Liegestütz. Im imaginären Mars dieses Flugzeug schaffe ich tausend ohne zu schwitzen. Ich war ein Adonis.

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Mike Cervello hält sich noch zurück und spielt die Art von waberndem Ambient, den du vielleicht auf einem Tagesausflug in ein Aquarium hören würdest. Es ist angenehm beruhigend. Mike Cervello hat die Kontrolle. Mike Cervello ist an den Boden des Flugzeugs geschnallt. Er erlebt menschliche Schwerkraft. DJ-Schwerkraft. Er macht keine Liegestütze. Ralf, der strenge, kommandierende, liebenswerte Ralf, ist eine umherfliegende, prüfende Erweiterung seiner Kamera, ein Augapfel in bunter Kleidung, der aus dem hintersten Winkel Berlins irgendwie nach dort oben über die Wolken gebeamt wurde.

Nach Mars-Schwerkraft ist der nächste Schritt natürlich Mond-Schwerkraft. Also kommt das als Nächstes. Der sanfte Übergang in vollständige und absolute Schwerelosigkeit ist unglaublich angenehm. Es ist zwar offensichtlich, dass über allen eine Nervosität hängt, aber wir haben auch Spaß. Richtigen Spaß. Wirklich echten, richtigen Spaß. In einem Flugzeug. Die Stimme aus dem Lautsprecher warnt uns erneut. Ich mache mich bereit und schließe meine Augen. Im nächsten Augenblick mache ich einen Mondspaziergang. Ich bin Neil Armstrong und Buzz Aldrin und fünfzehn Sekunden lang vergesse ich alles, was ich jemals über Bewegung wusste. Wir hüpfen und springen und klatschen ab und das alles mit der Art von Gesichtsausdruck, die du von einem Steinzeitmenschen erwarten würdest, wenn er eine Konservendose voller Tomaten sieht. Cervellos Musikauswahl wird härter und brachialer, Ralfs Bewegungen akrobatischer. Es passiert etwas: Unsere Erwartungen werden Realität.

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Nach unserer kurzen Mondexkursion wackelt das Flugzeug ein wenig. Auf dem Weg hinauf hatte es das Gleiche gemacht, aber die Meisten von uns hatten es ignoriert. Was sind schließlich ein paar Turbulenzen bei der Aussicht auf Schwerelosigkeit? Ich kann ein wenig Panik in den Gesichtern derer erkennen, die das Projekt überwachen. Die Proben waren zu Ende und das hier war der erste echte Flug, das erste Mal, dass das Team der Welt ihre Arbeit zeigte. Da sollte natürlich alles rund laufen. Und aus unserer Sicht lief alles gut. Mehr als gut. Es war fantastisch. Cervello war voll in Fahrt und würde für uns nicht striktes Alkoholverbot gelten—vor dem Flug mussten wir sogar pusten—hätte ich gerne ein bis sechs Bier runtergestürzt. Blöde Turbulenzen. Wir waren unterwegs in Richtung heiliger Gral—wir näherten uns im Eiltempo der Schwerelosigkeit.

Falls du noch nie vollständige Schwerelosigkeit erlebt hast, so fühlt es sich in etwa an: Stell dir vor, du schwimmst unter Wasser, nur dass es kein Wasser gibt und du nicht wirklich schwimmst. Konzentrier dich auf das Gefühl des Drucks. Richte deine Aufmerksamkeit darauf. Stell dir vor, wie es jede einzelne Faser deines Körpers durchströmt, jede Zelle in eine Art wunderbares Nichts verwandelt. Du bist nah dran. Nimm jetzt dieses Gefühl und fang an, Vor- und Rückwartsrollen zu machen. Und das alles während eine unglaubliche Bassline durch ein verdammtes Flugzeug poltert, das in Richtung Boden rast. Das Video unten zeigt dir, was während des freien Falls mit mir und meinem Körper geschah.

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Du hast fünfzehn Sekunden zur Verfügung, fünfzehn Sekunden, mit denen du machen kannst, was auch immer du willst. Witzig, wie seltsam subjektiv Zeit ist, wie sehr sie sich ausdehnen kann. Als wir das Einführungsvideo geschaut haben und die sanfte Erzählstimme uns sagte, dass jeder Parabelflug fünfzehn Sekunden dauern würde, habe ich versucht, das in ein Verhältnis zu setzen. Fünfzehn Sekunden dauert es vielleicht, eine Banane sehr schnell zu essen oder eine Badehose anzuziehen. Fünfzehn Sekunden sind nichts. Zumindest hier unten. Dort oben, wo du beinahe nur himmlisches Blau sehen kannst, wo die Atmosphären anfangen zu verschmelzen und sich zu verändern und wo eine unerschrockene, permanente, totale und vollständige Dunkelheit sich in dein Blickfeld schleicht, dort werden fünfzehn Sekunden sehr dehnbar. Sie werden fremd. In fünfzehn Sekunden kannst du viel machen.

Während diesen fünfzehn Sekunden wirble ich herum, ich strample und habe das Gefühl des vollständigen Kontrollverlusts. Ich pralle von einer Wand zur anderen. Beinahe stoße ich den stoisch dastehenden Mike Cervello um. Ich greife nach einem Führungsseil und reiße es fast runter. Und es fühlt sich großartig an. Nur wenige Erfahrungen im Leben lassen sich als unglaublich bezeichnen, aber das hier war nah dran. Eine Gruppe Fremder, durch die Surrealität dessen vereint, was passiert, wie es passiert und warum es uns passiert.

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Nur unser graugesichtiger Gewinnspielsieger schwebt hinfort und übergibt sich ausgiebig in eine Tüte. Als über die Lautsprecher die Ansage "FÜßE RUNTER" kommt—und damit das Zeichen, dass unser erster Parabelflug und unser erster Eindruck der Schwerelosigkeit zu einem Ende gekommen war und ab jetzt die Knochen wieder brechen können—atme ich erleichtert auf, dass keine Kotze in der Kabine herumschwebt und sich keine Überreste von Kaffee, Nachos und Hummus über mein Make-up verteilen.

Wieder wackelt es und wieder gibt es panische Gesichter. Das Ruckeln des Flugzeugs lässt sich sich fast nicht mehr von dem unterscheiden, was Mike Cervello auf uns losließ. Diejenigen von uns, die in den schicken Outfits stecken, lachen darüber hinweg. Schließlich hatten wir die Aussicht auf 14 weitere Male Schwerelosigkeit, 14 weitere Bisse vom transformativsten Apfel, den du je probiert hast.

Still saßen wir da und gewöhnten uns wieder an unseren Gleichgewichtssinn. Die Erfahrung war, so schien es, nicht mit Worten zu beschreiben.

Doch es sollte anders kommen. Nach unserem zweiten Sinkflug—der etwas gemäßigter ausfallen sollte als der erste, da jeder von uns wenigstens ein wenig Verständnis dafür entwickelt hatte, wie unsere Körper in dieser neuen Welt, die wir glücklicherweise betreten durften, funktionierten—nahmen die Turbulenzen zu. Wir mussten umdrehen und landeten schneller, als wir alle erwartet und uns erhofft hatten.

Ein ausgesprochen amerikanisch aussehender Mann wies mich zu meinem Platz. Mike Cervello drehte die Musik aus. Ralf, den keiner von uns mehr ansah, ließ sich in einem Zustand emotionaler Zerstörung in seinen Sitz fallen. Still saßen wir da und gewöhnten uns wieder an unseren Gleichgewichtssinn. Die Erfahrung war, so schien es, nicht mit Worten zu beschreiben. Jeder von uns bekam eine Flasche Wasser und eine Tüte Chips. Augen zu, Köpfe runter.

Wir landeten mit einem Hüpfer und verließen wieder im Gänsemarsch das Flugzeug in Richtung Bus. Es war ein wolkenloser Tag in Las Vegas. Die Wüste erstreckte sich in unendliche Weiten. Zu meiner Linken sah ich eine große Werbetafel für eine Show von French Montana und zu meiner Rechten eine Reihe an Cessnas. Unser Traum der Schwerelosigkeit war zu einem abrupten Ende gekommen, aber wir waren dadurch nicht weniger dankbar dafür, dass wir etwas ausprobieren konnten, was nur eine Handvoll anderer jemals in ihrem Leben erfahren werden.

Der Auftrag—einen Club ohne Schwerkraft zu erschaffen—war erfüllt. Ich hatte es geschafft. Ich war beim ersten schwerelosen DJ-Set der Welt dabei. Ich habe "One More Time" von Daft Punk gehört, während ich durch die Kabine eines Flugzeug schwebte und kilometerweit über die Mojave-Wüste flog.

Der Bus verließ den Flughafen. Ich sah aus dem Fenster. Gerade war ein kleineres Flugzeug gelandet. Es war das von Donald Trump. Wir waren definitiv wieder zurück auf der Erde.

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