Cleric will sich nicht auf seine Vorliebe für fette Kickdrums festnageln lassen

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Cleric will sich nicht auf seine Vorliebe für fette Kickdrums festnageln lassen

Unsere Premiere seines neuen Tracks "Unwanted Arrival" geht trotzdem gut nach vorne. Und unser Interview auch.

Ein Regenmacher? Vielleicht, in jedem Fall liebt Cleric aber die Peak-Time. Alles Promofotos

Ein wummernder Beat als Fundament, im Aufbau gemächlich aber effektiv und ab der zweiten Hälfte mit seinen melancholischen Orgelflächen und Acid-Wirbeln geradezu himmlisch: Mit "Unwanted Arrival" von seiner neuen EP Rules of Reality zeigt der britische Produzent und DJ Cleric wieder einmal, was er am besten kann: Peak-Time-Techno mit Erinnerungswert. Wie auch schon bei seinen anderen Dancefloor-Hits wie "Blitz", "Avoid The Subject" und "2nd Limit" handelt es sich um eine Produktion, die auch nach 14 Stunden Dauerparty noch in deinem Kopf nachhallt.

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Nach der für seine Verhältnisse etwas verspielteren Resurrection EP, die im Januar auf Len Fakis Label Figure erschienen war, geht es auf seiner zweiten Veröffentlichung des Jahres wieder gradliniger zu. Der Opener "Unwritten Future" galoppiert stur und ohne viel Umschweife voran. "Unspoken Rules" erhöht den Druck noch einmal und erzeugt mit minimalen Mitteln eine mitreißende Dynamik, die in "Unwanted Arrival" schließlich ihren emotionalen Höhepunkt findet. Der Beatless Mix lässt die EP am Ende noch versöhnlich ausklingen. Aber gut, Cleric weiß auch wirklich, was er tut. Rules of Reality ist seine 15. Veröffentlichung und seit drei Jahren betreibt Jorden Hodgetts, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, sein eigenes Label Clergy.

Wir haben uns mit ihm über fünf Jahre Peak-Time-Techno, die Regeln der Realität und unliebsame Überraschungen ausgetauscht. Ach, und "Unwanted Arrival" gibt es hier auch noch exklusiv als Premiere für dich im Stream:

THUMP: Dein eigenes Label, Clergy, hat gerade seinen dritten Geburtstag gefeiert. Warum ein eigenes Label und wie unterscheiden sich deine Eigenveröffentlichungen von den Releases auf Figure zum Beispiel?
Cleric: Ich würde sagen, dass Erstere etwas persönlicher sind. Ich war noch nie gut darin, mit Autoritäten zusammenzuarbeiten, und bei Clergy habe ich die volle Kontrolle. Vielleicht bin ich etwas zu sehr Kontrollfreak, aber so muss ich wenigstens nur mir selbst die Schuld geben, wenn irgendwas musikalisch nicht passt oder nicht so gut altert.

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Du scheinst bei der Benennung deiner Track- und Plattentitel bestimmte Konzepte zu verfolgen. Kannst du uns etwas zu der Idee hinter Rules of Reality verraten?
Ich versuche in der Regel eine EP nach einem Konzept zu benennen, das zur Musik oder einer bestimmten Phase in meinem Leben passt. Die "Rules of Reality" sind zum Beispiel bestimmte Dinge, über die sonst nicht gesprochen wird. Dinge, du erst erkennst, wenn du dich eine Weile mit etwas beschäftigst.

Dieser Abschnitt von Simplifience.com erklärt die Regeln der Realität wie folgt:

"Das Universum folgt Regeln. Wenn du genau weißt, wo die Billardkugeln sind und wie die weiße Kugel angestoßen werden muss, weißt du, wo die Kugeln landen werden. Wenn du genau weißt, wie der Stapel sortiert ist, weißt du genau, welche Karte wann aufgedeckt wird. (…) Das Universum hat statische Regeln und diese Regeln zu kennen, gibt dir Macht. Auf einer grundlegenden Ebene versteht dein Gehirn die Regeln der Billardkugeln. Diese Fähigkeit erlaubt es dir, eine Partie Billard zu deinem Vorteil zu spielen. Das Verstehen der Regeln der Luft erlaubt es dir, Flugzeuge zu bauen. Das Verstehen der Regeln der Elektrizität erlaubt es dir, Computer zu bauen."

Aber das ist alles offen für die individuelle Interpretation. Für jeden kann das etwas anderes bedeuten.

Ich bin kein großer Fan der "Berghain-Sound"-Schublade. Ich mag einfach fette Kickdrums, aber deswegen muss man mich nicht in eine Schublade stecken.

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Musikalisch scheinst du deine Wurzeln mehr im "Berghain-Sound" als im britischen Industrial-Techno zu haben. Hatte Berlin einen besonders großen Einfluss auf dich?
Ich bin kein großer Fan dieser "Berghain-Sound"-Schublade. Ich mag einfach fette Kickdrums in meinen Tracks, aber deswegen muss man mich nicht in eine Schublade stecken. Aber ich bin natürlich sehr dankbar, dass sie manchen Menschen etwas bedeutet.

Seit über fünf Jahren spielst du Peak-Time-Sets und veröffentlichst Peak-Time-Tracks. Sind dir in letzter Zeit irgendwelche Veränderungen oder Trends hinsichtlich Musik oder Publikum aufgefallen?
Gewisse Line-Up-Slots habe ich wohl meinen Produktionen zu verdanken. Ich liebe Peak-Time-Sets, weil du dabei die meisten Erinnerungen beim Publikum hinterlassen kannst. Aber ich spiele auch gerne Opening-Sets. Meiner Meinung nach ist das Warm-Up, das wichtigste Set der Nacht.

Was Trends angeht, bin ich mir nicht sicher. Ich versuche nicht, mich zu sehr damit zu beschäftigen. Mir ist aber aufgefallen, dass das Publikum je nach Land total anders reagiert.

Und jetzt noch schnell zu deinem Titel "Unwanted Arrival": Wann hast du das letzte Mal eine fiese Überraschung erlebt?
Haha, das ist schwierig. Letztens habe ich eine Avocado aufgeschnitten, die innendrin verschimmelt war. Zählt das?

Rules of Reality erscheint am 3. März bei Clergy.

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