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THUMP Mix: Alice Glass

Wir haben mit der früheren Crystal Castles-Sängerin übers CD-Klauen, Trump und ihr sehnlichst erwartetes Soloalbum gesprochen.
Artwork by Harry Gassel

Zwei Jahre ist es her, dass die frühere Crystal Castles-Sängerin Alice Glass ihre erste Solosingle "Stillbirth" herausbrachte. Die Veröffentlichung wurde begleitet von einem eindringlichen Statement über "eine von Missbrauch geprägte Beziehung, die in meiner Teenagerzeit begann." Der von Ex-HEALTH Jupiter Keyes mitgeschriebene und produzierte Tack ist eine zähnefletschende Beichte, in der die Kanadierin mit eindringlicher Klarheit gegen sägende Synths und ein Percussion-Gewitter ansingt.

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Abgesehen von gelegentlichen Andeutungen zu einem möglichen Debütalbum als Solokünstlerin ist es musikalisch eher still um Glass geworden. Dafür hat sich die Sängerin umso mehr für politische und soziale Themen eingesetzt wie die Dakota Access Pipeline, die Trump-Regierung und Sexismus in der Musikindustrie. Letztes Jahr gewann Designer Alexander Wang sie für seine Herbstkollektion und momentan arbeitet sie im Studio an ihrem neuen Album. Dazu sagte sie THUMP in einer E-Mail: "Manche Songs klingen mehr, als ob man von Feuerameisen gefressen wird, und manche Songs klingen, als ob man langsam von einer Schlange gefressen wird."

In der Zwischenzeit hat uns die Sängerin einen Mix gemacht – den wohl bislang abwechslungsreichsten aller THUMP Mixe. Darin finden sich neben Veracoms hervorragenden Edit von Furtures "Turn off the Lights" gleich zwei Songs der 60er Singapur-Pop-Band The Quests und ein Haufen Goth Rock und Black Metal.

Hier unten kannst du dir den Mix im Stream anhören oder per WeTransfer runterladen. Wir haben bei der Gelegenheit mit Glass über Ladendiebstahl, Tipps zur Selbstpflege und vieles mehr gesprochen.


THUMP: Wo hast du den Mix aufgenommen? Wie hört man ihn sich am besten an?
Alice Glass: Ich habe ihn in meinem Schlafzimmer aufgenommen, als es draußen geregnet hat. Am besten hörst du ihn dir Zuhause zu eintönigen Tätigkeiten an wie Zähneputzen, bis das Zahnfleisch blutet, oder Nägel zu weit runterfeilen.

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Welche Farbe hätte dieser Mix?
Schnee auf Müllsäcken.

Du hast "Turn on the Lights" von Future mit draufgepackt – meiner Meinung nach eins der besten Liebeslieder der letzten Jahre. Wie bist du auf den gestoßen?
Ich bin mir nicht sicher! Ich liebe einfach, wie seine Stimme im Refrain klingt.

Stimmt es, dass einige Songs dabei sind, mit denen du großgeworden bist?
Ja! Ich habe die Lurkers CD mit 14 im Laden geklaut. Das ist wahrscheinlich die fröhlichste Platte, die ich besitze. Ich habe einen meiner Hunde, Shadow, nach dem Song benannt. Es ist größtenteils Musik, die ich seit einer gewissen Weile mit mir rumgetragen habe und der Mix spiegelt meine aktuelle Stimmung wider.

Du hast dich in der Vergangenheit öffentlich zu Missbrauch, sozialen Missständen und Politik geäußert. Warum ist es gerade für Künstler wichtig, sich zu solchen Themen zu äußern?
Seit Trump im Amt ist, leben wir in einem anderen Klima. Krankhaftes Lügen ist Normalität geworden und verletzliche Bevölkerungsgruppen fürchten um ihre Rechte. Ich habe das Gefühl, dass wir alle Gefahr laufen, bestimmte Rechte zu verlieren. Es war ein unglaublicher Monat und jeden Tag gibt es eine neue abartige Meldung zu Trump oder seiner Regierung. Menschen haben Angst, aber wir dürfen das nicht einfach akzeptieren.

Für Künstler ist es sehr wichtig, Stellung zu beziehen. Wir müssen wissen, dass es da draußen auch andere Menschen gibt, die uns etwas bedeuten und die auch nicht mit dem einverstanden sind, was gerade passiert. Es gibt uns das Gefühl von Gemeinschaft und Hoffnung, wenn sich Menschen, die wir bewundern, für Gerechtigkeit einsetzen. Viele vom anderen Lager haben uns dafür kritisiert, dass wir so offen unsere Meinung sagen aber das ist nur eine Strategie, um uns ruhigzustellen. Menschen im Kunst- und Unterhaltungsbetrieb haben viel Einfluss darauf, progressive Ideen zu stärken.

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Was für Ratschläge hast du für Menschen parat, die sich angesichts der aktuellen Lage hilflos fühlen? Was tust du für dich selbst?
Wir haben erst etwas mehr als einen Monat mit dieser Präsidentschaft überstanden und es war bereits unfassbar zermürbend mitanzusehen, was die Regierung alles durchzusetzen versucht. Ich habe wirklich viel damit zu kämpfen. Wir müssen aufmerksam bleiben, aber es ist anstrengend. Mich persönlich erinnert einiges von dem, was ich beobachte, an die schlechte Situation, in der ich mich früher befunden habe.

Ich versuche einfach, mich positiv abzulenken und Dinge zu tun, die ich mag. Hunde und Katzen streicheln zum Beispiel, oder die gleichen Bücher wieder und wieder lesen.

In einem früheren Interview hast du den Sound deines kommenden Soloalbums so beschrieben: "Ein Kätzchen, das seine sterbenden Messibesitzer auffrisst." Ist das immer noch die Grundstimmung?
Ja! So fühlt es sich für mich an. Ich wusste schon zu Beginn, dass es sich düster und süß anhören sollte, aber es hat sich jetzt etwas weiterentwickelt. Manche Songs klingen mehr, als ob man von Feuerameisen gefressen wird, und manche Songs klingen, als ob man langsam von einer Schlange gefressen wird.

Was kannst du sonst über das Album sagen? Worüber werden die Leute wohl am meisten erstaunt sein?
Dass du meine Stimme jetzt klar hören kannst.

Tracklist:

Remain In Silence - "Lonesome Hours"
?????
Future - "Turn on the Lights (Veracom Lights Out C&S)"
The Zeros - "Don't Push Me Around"
The Lurkers - "Shadow"
Coldworld - "Cancer"
VODUZ - "Blair Witch"
Sakura & The Quests - "My Boy Lollipop"
Rita Chao & The Quests - "How to Catch a Girl"
Lustre - "Moonlight Meadow"

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